Flugzeuge am laufenden Band

Die rund 500.000 Teile einer Boeing 737-800 werden in nur elf Tagen montiert - möglich macht dies eine spezielle Fertigungsstraße in den Werkshallen in der Nähe der amerikanischen Stadt Seattle. Von dort werden die TUl fly Maschinen in die neue Heimat überführt. 

Die Boeing-Werkshalle bei Seattle: Wie am Fließband werden hier Maschinen der 737-Reihe produziert. Kein Flugzeug in der Geschichte der Luftfahrt verkaufte sich besser. 

Die Boeing 737 ist das meistverkaufte Flugzeug aller Zeiten: Um die große Nachfrage decken zu können, wurde in die rund 300 Meter lange Werkshalle in Renton am Lake Washington bei Seattle eine spezielle Fertigungsstraße gebaut: Sie bewegt den Jet fünf Zentimeter pro Stunde von einem Montageteam zum nächsten. Gearbeitet wird im Drei-Schicht-System. Für die Endmontage werden somit nur noch elf Tage benötigt. 

Ingesamt müssen für die B 737-800 rund 500.000 Einzelteile von 1.250 Zulieferern aus aller Welt verbaut werden. Bevor das Flugzeug durch das riesige Hallentor in die weite Welt entlassen wird, werden zum Schluss die Triebwerke an die Tragflächen montiert. Die Turbinen gehören zu den empfindlichsten und teuersten Teilen. Der Listenpreis für eine B 737-800 beträgt rund 70 Millionen Dollar. 

Bevor das Flugzeug in den Dienst gestellt wird, erfolgt seitens der Airline eine Kontrolle der Lufttüchtigkeit. Dazu gehören die Überprüfung von Dokumenten, eine gründliche Inaugenscheinnahme der Maschine sowie ein Testflug mit TUl fly-Piloten. Anschließend wird beim Luftfahrtbundesamt ein Zertifikat angefordert, eine Art TÜV-Stempel. Liegt das Zertifikat vor, kann das Flugzeug überführt werden.

Die B 737-800 noch frei von Werbung (Foto links) und im Hapagfly-Look: Die Übergabe einer neuen Maschine war jedes Mal ein kleines Zeremoniell. Hier durchschneidet der damalige TUl fly-Pilot Jörn Mahringer das rote Band. Anschließend wurde das Flugzeug nach Hannover überführt. Die lange Strecke schafft das Flugzeug bei entsprechenden Bedingungen auch nonstop. 

Die Überführung einer neuen Maschine ist für Piloten ein besonderes Erlebnis - so auch für Kapitän Jörn Mahringer und Copilot Stefan Lemm. Sie sind im April 2006 dabei, als mit einer goldfarbenen Schere ein rotes Band vor der Treppe zur nagelneuen B 737-800 zerschnitten wird. Wenig später rollt die Maschine auf die Startbahn des Boeing Airfields und hebt bei klarem Himmel und herrlichem Frühlingswetter ab. 

Mahringer und Lemm schauen auf die schneebedeckten Olympic Mountains, dann programmieren sie den Autopiloten auf Kurs Nordost, Richtung Calgary in Kanada. Knapp drei Stunden später überfliegt die Maschine die zugefrorene Hudson Bay, die Piloten nehmen jetzt Kurs auf Island. Dort müssen sie nach rund 6.000 zurückgelegten Kilometern tanken. Knapp eine Stunde später geht es von Keflavik Richtung Färöer-Inseln und dann weiter über Sylt, Hamburg und Nienburg. Die Reisehöhe beträgt zwischen 10.700 und 11.900 Meter. 

Nach insgesamt rund 8.500 Kilometern Flug erreicht die Maschine am folgenden Morgen den Flughafen Hannover. Copilot Lemm darf ausnahmsweise die Südlandebahn überfliegen. Nach einer Ehrenrunde beendet die B 737-800 ihren Jungfernflug und wird mit einem Strahl aus zwei Feuerwehr Wasserkanonen getauft. Zeit zum Ausruhen bleibt aber nur den Piloten. Die Maschine ist bereits am nächsten Tag als Ferienflieger im Einsatz, um Urlauber von Hannover nach Palma zu bringen.