Post-Holiday-Syndrom – Gestern noch barfuß
am Strand, heute von Arbeit überrannt

So macht sich das Post-Holiday-Syndrom bemerkbar

Statistiken zeigen: Das als „Post-Holiday-Syndrom” bekannte Stimmungstief nach dem Urlaub ist alles andere als selten. Auswertungen zufolge leiden mittlerweile rund zwei Drittel aller Arbeitnehmer darunter. Dabei sehen sich Betroffene oft mit folgenden Symptomen konfrontiert:

Aktuelle Studien verdeutlichen, warum immer mehr Arbeitnehmer unter dem Urlaubsblues leiden: Bereits außerhalb des Urlaubs schaffen es nur die Wenigsten, Berufliches und Privates zu trennen. So sind laut Statista rund 30 % aller Arbeitenden auch außerhalb der regulären Arbeitszeit für berufliche Angelegenheiten erreichbar und nur 15 % schaffen es, nach der Arbeit komplett abzuschalten.

Zusätzlich lassen verstärkte Homeoffice-Regelungen seit der Pandemie Arbeit und Freizeit weiter miteinander verschmelzen und machen auch vor dem Urlaub nicht halt: Ein Abschalten im Urlaub ist für 66 % aller Arbeitnehmer, die im Büro beschäftigt sind, schier unmöglich. Langfristige Erholungseffekte nach dem Urlaub bleiben immer öfter aus und je länger die Auszeit andauert, desto schwerer fällt der Wiedereinstieg in den Arbeitsalltag.

Wichtig: Das „Post-Holiday-Syndrom” nicht mit einer Depression zu verwechseln. Während es sich bei einer Depression um eine psychische Erkrankung handelt, ist das vom "Post-Holiday-Syndrom" verursachte Stimmungstief lediglich eine temporäre Erscheinung. In der Regel verschwinden die Symptome innerhalb weniger Tage.

Mit 7 Tipps gegen das Post-Holiday-Syndrom

Keine Lust auf schlechte Laune und Motivationsverlust? Das Post-Holiday-Syndrom betrifft zwar viele Arbeitnehmer, wehrlos ausgeliefert bist Du dem Ganzen aber nicht. Wenn Du genug vom Urlaubsblues hast oder ihn gar nicht erst aufkommen lassen willst, kannst Du dich mit den folgenden sieben Tipps gegen das Stimmungstief wappnen.

Google als psychologische Anlaufstelle:
Anstieg von Google-Suchanfragen zu Post-Holiday-Syndrom

Ein Indiz für die zunehmende gesellschaftliche Relevanz des Themas sind die steigenden Suchanfragen im Internet. Zwischen November 2018 und November 2022 gibt es eine Zunahme von 436 % beim Suchbegriff „post holiday syndrom”. Das Suchvolumen des Begriffs hat sich von 2021 auf 2022 fast verdreifacht. Bei der verwandten Suchanfrage ,,depression nach urlaub” lässt sich zwischen 2018 und 2022 ein Wachstum von 136 % verzeichnen. Wie auch bei ,„post holiday syndrom” lässt sich ein Rückgang der Anfragen zu Pandemiezeiten erkennen, was auf die fehlenden Reisemöglichkeiten zurückzuführen ist.

Urlaubsoffice statt Erholung — jeder Vierte arbeitet im Urlaub

Die ständige Erreichbarkeit im Urlaub führt zu Stress statt zu der nötigen Entspannung. Die Erreichbarkeit aus dem Homeoffice überträgt sich auf den Urlaub, denn gelernte Verhaltensmuster lassen sich schwer abschütteln. Genannte Gründe für die ständige Erreichbarkeit sind unter anderem Erwartungen von Kunden und Arbeitgebern sowie wichtige Projekte, aber auch die hohen Ansprüche an sich selbst. Dieser Druck führt jedoch bereits vor dem Sommerurlaub zu Belastungen – 45 % geben an, sich schon vor Urlaubsbeginn gestresst zu fühlen.

Die zunehmenden technischen Möglichkeiten lassen die Grenzen zwischen Arbeits- und Freizeit immer mehr verschwimmen. Laut einer Umfrage von Cisco wollten knapp 24 % der Befragten auch im Sommerurlaub 2022 E-Mails und Chats lesen, 15,4 % planten sogar, auf Nachrichten zu antworten. Fast jeder Fünfte ist auch weiterhin telefonisch erreichbar.

In der Umfrage wurden zudem gesondert Erwerbstätige befragt, die im Homeoffice arbeiten können. Hier ist der Anteil der im Urlaub arbeitenden Personen noch einmal deutlich höher. Fast ein Drittel gab an, E-Mails und/ oder Chats lesen zu wollen – ein sattes Plus von fast zehn Prozent. Das Delegieren von Aufgaben aus dem Urlaub heraus ist bei Arbeitnehmern, die im Homeoffice tätig sind, mit 10,5 % mehr als doppelt so hoch wie bei der Gesamtzahl der befragten Erwerbstätigen.

Entgrenzung der Arbeitszeit –
Mehr als 30 % gestresst von ständiger Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeiten

Wer glaubt, Stress höre mit dem Feierabend auf, der liegt in den meisten Fällen falsch. 30 % fühlen sich laut YouGov gestresst davon, ständig erreichbar sein zu müssen. Eine zentrale Rolle spielt dabei das von immer mehr Unternehmen angebotene Homeoffice. Auf der einen Seite profitieren Arbeitnehmer von der Heimarbeit:

Wegfall des Arbeitswegs

Flexiblere Zeitplanung

Bessere Work-Life-Balance

Auf der anderen Seite erhöht sich jedoch das Arbeitspensum sowie die Arbeitszeit.

Im „Wohlfühlreport Homeoffice 2022” von NFON, einem Anbieter für cloudbasierte Telefonanlagen, geben 35,5 % den fehlenden sozialen Austausch als Hauptursache für den Stress im Homeoffice an. 30,3 % problematisieren die fehlende Abgrenzung zwischen Privatem und Beruflichem. Die zwei Seiten der Work-Life-Balance-Medaille beschreibt das Homeoffice-Paradoxon.

Europa, deine Urlaubstage – wie viel Urlaub benötigen
Deutschland & Europa, um sich zu erholen?

In Deutschland fühlen sich einer Studie von Gallup zufolge 39 % der Arbeitnehmer gestresst. Damit liegt Deutschland genau im europäischen Durchschnitt. Für die physische und mentale Gesundheit sind Entspannung und Abschalten jedoch enorm wichtig. Wie lange diese Erholungsphase dauert, ist von Land zu Land unterschiedlich.

Laut einer Studie von SD Worx, einem Anbieter für HR- und Payroll-Lösungen, in der über 10.000 europäische Angestellte befragt wurden, benötigen die Deutschen rund zwei Wochen, um sich erholt zu fühlen. Für Beschäftigte aus dem Vereinigten Königreich reichen hingegen schon knapp acht Tage Urlaub am Stück aus. Spitzenreiter in Europa sind Spanien und Finnland mit 27 bzw. 34 Tagen. Damit liegen sie weit über dem europäischen Durchschnitt, der bei 17,3 benötigten Urlaubstagen liegt.

37 % der Europäer sind zudem bereit unbezahlten Urlaub zu nehmen, wenn sie ihre regulären Urlaubstage aufgebraucht haben — ein Zeichen dafür, dass sich der europäische Arbeitnehmer nach mehr Auszeit sehnt. Besonders verbreitet ist dieser Ansatz in Schweden (44 %), Großbritannien (43 %) und Finnland (42 %)

Deutsche Arbeitnehmer wünschen sich mehr Urlaub

Mentale Gesundheit findet seit einigen Jahren immer mehr Beachtung im beruflichen Kontext. Die Mehrheit der deutschen Arbeitnehmer ist sich einig, dass Urlaub zentral ist, um das mentale Wohlbefinden zu stärken. Das zeigt sich auch im Zuge einer Glassdoor-Studie und dem Wunsch nach mehr Urlaubstagen:

78 %

der Deutschen sind unzufrieden mit ihrer bisherigen Anzahl von Urlaubstagen. Bei den 18- bis 24-Jährigen sind es sogar 83 %.

30 %

der Deutschen haben aber im vergangenen Jahr ihren vollen Urlaubsanspruch nicht ausgeschöpft. Ein häufig angegebener Grund dafür war: zu viel Arbeit.

Neue Modelle wie unbegrenzter Jahresurlaub werden immer stärker sowohl in Unternehmen als auch bei Beschäftigten diskutiert. Rund 60 % der befragten Arbeitnehmer sprechen sich für ein Umdenken beim Urlaubsmodell ihrer Arbeitgeber aus. Die Hälfte der Studienteilnehmer sagt sogar, dass Unternehmen unbegrenzten Urlaub anbieten sollten.

Allerdings sollte das Konzept mit Vorsicht genossen werden. Vorteile wie mehr Produktivität und bessere Recruiting-Chancen im War for Talents stehen Nachteilen wie höherem Druck bei Mitarbeitern sowie einem größeren Burn-out-Potenzial gegenüber. Häufig bieten gerade US-amerikanische Unternehmen wie Dropbox, Netflix und Indeed unbegrenzten Urlaub an (in den USA).

Um bei einem Unternehmensbeispiel aus den Vereinigten Staaten zu bleiben: Indeed bietet Mitarbeitern in den USA unbegrenzten Urlaub an, nutzt jedoch für Europa andere Urlaubsregelungen, um die gesetzlichen Bestimmungen zu erfüllen, aber auch weil unbegrenzter Urlaub in Europa schlichtweg nicht so attraktiv ist wie auf dem US-Arbeitsmarkt.

Zum Schluss: Individuelle Wege aus dem Post-Holiday-Tief finden

Ob Eingewöhnungszeit, Sport oder entspannende Aktivitäten wie Spaziergänge oder das Lieblingsbuch – angepasst an die eigenen Bedürfnisse weisen viele Wege aus den scheinbar endlosen Symptomen des Post-Holiday-Syndroms heraus. Doch, egal für welche Methode Du Dich am Ende entscheidest – am wichtigsten ist, dass Du Dich damit wohlfühlst. Vergiss dabei vor allem nie, dass der vergangene Urlaub nicht der letzte war und weitere Abenteuer nur wenige Klicks entfernt auf Dich warten. Und wenn alle Versuche scheitern, kann manchmal auch die simpelste Idee zum Erfolg führen: So hilft es beispielsweise, sich mentale Grenzen in Form von Stoppschildern zu setzen, um negative Denkmuster aufzuhalten und ein Versinken im Urlaubsblues zu vermeiden.