Woran denkst du bei Gran Canaria? Vielleicht an einen sonnigen Strandurlaub an der Playa del Inglés, die charakteristische Dünenlandschaft in Maspalomas oder an Wandern über die schroffe Felslandschaft und grüne Täler im Landesinneren? Hier kannst du lesen, welche unbekannten Seiten die wohl bekannteste Kanareninsel für dich bereit hält. Komm mit mir auf eine Reise, die dich überraschen wird: Entdecke das unbekannte Hinterland!
Gran Canaria ist nach Teneriffa und Fuerteventura die drittgrößte Kanareninsel und fast kreisrund. Wusstest du, dass nur zwanzig Prozent der Insel touristisch genutzt werden? Die traditionellen Urlaubszentren befinden sich im Süden rund um Playa de Inglés und Maspalomas, das wirtschaftliche Zentrum dagegen im Norden. Um die Hauptstadt Las Palmas und die zweitgrößte Stadt Telde entstehen links und rechts der Autobahn riesige Einkaufszentren. Die meisten Einheimischen wohnen hier im Norden, wo die Mieten noch erschwinglich und die Lebenshaltungskosten gering sind. Im Süden stehen die großen Hotels und viele Ferienanlagen. Das Klima dort ist viel wärmer und sonniger als im Norden der Insel, wo es mehr Regentage und Wolken gibt. Gran Canaria ist super vielfältig. Es lohnt sich unbedingt, die Insel bei einem geführten Ausflug, auf eigene Faust mit dem Mietwagen oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erkunden. Das öffentliche Verkehrsnetz der Insel ist gut ausgebaut.
Wer morgens zu einem Ausflug aufbricht, kann die kühle Frische des jungen Tages in den Bergen genießen.
Klima auf Gran Canaria
Neben dem unterschiedlichen Klima im Norden und Süden – im Süden ist es trockener und immer rund fünf bis sechs Grad wärmer – kannst du in Gran Canarias Bergwelt ein weiteres Mikroklima erleben. Wenn du einen Ausflug ins Gebirge planst, hab lieber eine Jacke dabei. Dort oben ist es immer viel kühler, im Winter kann es sogar schneien. Ganz anders zeigt sich die Temperaturverteilung beim Wetterphänomen „Calima“. Wenn der Wind mehrere Tage lang kräftig aus Afrika herüber weht, ist die Luft diesig und voller Saharasand. Dann kann es sogar vorkommen, dass es im Gebirge heißer ist als an der Küste!
Traumstrände auf Gran Canaria
Neben der bekannten Playa del Inglés kannst du dich auf Gran Canaria an weiteren weitläufigen oder auch kleineren Stränden sonnen – zum Beispiel dem Stadtstrand von Las Palmas „Las Canteras“ sowie an den windgeschützten karibischen Stränden Anfi und Playa de Amadores, beide findest du bei Puerto Rico. Gleich in der Nähe liegt auch Puerto de Mogán, ein idyllischer Fischerort, der seinen ursprünglichen Charakter weitestgehend bewahren konnte. Man nennt ihn wegen seiner vielen Brücken auch Klein Venedig. Hier an der Südküste sind es auch im Winter noch oft sonnige 25 Grad.
Tipp: Nimm von Puerto Rico, Anfi oder Arguineguin aus das Glasboodenboot nach Puerto de Mogán.
Puerto Mogán wird auch „Klein Venedig“ genannt und ist ein beliebtes Ausflugsziel.
Garten Eden Gran Canaria
Das rund ums Jahr milde Klima, die gute Versorgung mit Wasser aus 63 Stauseen nur für die Landwirtschaft und die fruchtbare Vulkanerde machen auf den Kanaren bis zu vier Ernten im Jahr möglich. Und es gibt kaum etwas, das auf Gran Canaria nicht wächst: Ob am Wegesrand, im Garten der Einwohner oder auf kleinen Plantagen – das ganze Jahr über bekommst du auf Gran Canaria sonnengereifte Früchte wie Maracujas, Bananen, Mangos oder Melonen. Auch Avocados, Kürbisse, Kohl und Mais werden reichlich geerntet. Unzählige Heilkräuter, kuriose Palmenarten, uralte Drachenbäume und riesige Weihnachtssterne – Gran Canarias Pflanzenwelt ist Vielfalt pur!
Achtung, stachelig: Kaktusfeigen wachsen an jeder Ecke, pieksen aber ordentlich. Daher erst schälen und dann genießen …
Zerbrechliches Ökosystem
Immer wieder gibt es auf den Kanaren kleinere Brände. Mit den meisten kommt die Natur gut zurecht und erholt sich schnell wieder. Besonders die feuerfeste kanarische Kiefer hat sich ideal an die Lebensbedingungen auf den Inseln angepasst: Brennende Kiefernzapfen explodieren und verbreiten sich so über eine größere Fläche. Während ein kleiner Brand dem Wald gut tut, hat ein außer Kontrolle geratenes Feuer verheerende Folgen.
Die Gegend um Tejeda hat das Feuer im Sommer 2019 besonders schwer beschädigt.
Der riesige Flächenbrand im Sommer 2019 hat eine Schneise der Verwüstung hinterlassen, von der sich die Natur ohne Hilfe durch Aufforstung kaum erholen wird. Allein den Einsatzkräften vor Ort, die mit Löschflugzeugen und Helfern vom spanischen Festland unterstützt wurden, ist es zu verdanken, dass keine Menschen zu Schaden kamen und auch die meisten Gebäude gerettet werden konnten.
Tierwelt auf Gran Canaria
Mückenstiche sind ganz schön lästig, oder? Gut, dass es auf Gran Canaria kaum Mücken gibt. Dafür fliegen farbenfrohe Schmetterlinge und fleißige Honigbienen durch die Lüfte. In den Bergen kann es dir zudem passieren, dass Rebhühner, Fasane, Schafe oder Ziegen deinen Weg kreuzen. Und schaust du in den Himmel, kannst du dort vielleicht Steinadler, Fischadler, Bussarde oder Falken auf der Suche nach Beute kreisen sehen. Auf deiner Fahrt mit dem Mietwagen, bei einem Ausflug zu den unbekannten Seiten Gran Canarias oder einer Wanderung durch die Berge werden dir bestimmt die unterschiedlichen Gesteinsfärbungen auffallen: die rot-bräunlichen deuten auf einen Eisenanteil hin, die gelben auf Schwefel und die grünen enthalten Kupfer.
Sehenswürdigkeiten auf Gran Canaria
In Barronco Hondo gibt es eine kleine, wunderschön dekorierte Felsenkirche.
Tejeda ist vor einiger Zeit einmal als einer der schönsten Orte Spaniens ausgezeichnet worden. Ein Besuch in dem gepflegten Ort lohnt sich unbedingt. Die Umgebung ist durch die Waldbrände im Sommer 2019 schwer beschädigt. Wenn der erste Regen fällt wird sich zeigen, ob und wie schnell es hier wieder grün wird.
Auf Gran Canaria gibt es zahlreiche Felswohnungen. Viele davon sind heute noch bewohnt.
Auf meinem Ausflug sehe ich auch immer wieder Felsenwohnungen, die aus Gaseinschlüssen in der Lava entstanden sind. Die Höhlen wurden bereits von den Berbern aus Nordafrika und später von den Guanchen bewohnt – zum Beispiel im berühmten Roque Bentayga bei Tejeda. Auch heute ist es auf Gran Canaria keine Seltenheit, in einer Höhle zu wohnen. Die meisten „Höhlenbewohner“ haben allerdings mittlerweile ein Haus vor den Eingang der Höhle gebaut. Während sich dort normalerweise der Wohn-Essbereich und die Küche befindet, werden die Räume in der Höhle als Schlafzimmer und für die Vorratshaltung genutzt. Perfekt ausgestattet mit Strom, Wasser und WLAN oder sehr basic – die Höhlenwohnungen von heute verfügen über jeden Standard, den man sich eben leisten kann.
Typisches kanarisches Höhlenhaus mit Vorbau.
Genuss auf Gran Canaria
In Barranco Hondo gibt es einen kleinen Tante-Emma-Laden mit typischen lokalen Lebensmitteln und Gofio in allen Variationen. Gofio ist geröstetes Maismehl und die Canarios schwören drauf. Kaum eine echte kanarische Mahlzeit, die man nicht mit dem Getreidebrei verfeinern könnte. Zum Frühstück, zum Mittagessen, zum Abendessen und dazwischen. Wenn ich ehrlich sein soll, mein Fall ist Gofio nicht. Trotzdem hat der Getreidebrei in früheren Zeiten wohl ganzen Generationen das Überleben gesichert.
Wenn du echte kanarische Spezialitäten suchst, wirst du im kleinen Lebensmittelladen in Barranco Hondo ganz bestimmt fündig.
Mehr nach meinem Geschmack sind zum Beispiel die zahlreichen anderen typisch kanarischen Spezialitäten aus Mandeln wie Bienmesabe, eine Mandelcreme und ein gleichnamiger Likör oder Marzipan. Bei Agaete wird zudem sehr guter Arabica-Kaffee angebaut, der kaum Koffein beinhaltet. Wenn du mal mitten im Nirgendwo richtig landestypisch essen und dabei einen fantastischen Blick auf Schluchten, Täler, Berge und Meer genießen möchtest, empfehle ich dir das Restaurant „Mirador Cuevas Bascamao“ in Bascamao. Ich esse hier als Vorspeise sehr gute Papas Arrugadas (Schrumpelkartoffeln) mit Mojo (eine Art Pesto mit Paprika, Knoblauch und Kreuzkümmel) und der köstlichen Knoblauchmayonnaise Aioli. Als Hauptgericht gibt es Hechtfilet in Paprikasoße mit frischen Kräutern – muy rico!
Die in viel Meersalzwasser gekochten „Papas Arrugadas“ mit Mojo-Soße sind auf den Kanaren nicht wegzudenken.
Heimweg mit Ausblick
Pappsatt und hoffentlich zufrieden kannst du auf dem Rückweg noch einen Stopp in Moya einlegen. Es wird das „Dorf der Hortensien“ genannt und das nicht zu unrecht: An jeder Ecke leuchten riesige Hortensiengewächse in allen erdenklichen Rot-, Lila-, Pink- und Grüntönen. Vom Kirchplatz aus hast du noch mal einen atemberaubenden Blick über die Umgebung, bevor du die Heimfahrt ins Hotel antrittst oder dir noch weitere schöne Ecken auf Gran Canaria ansiehst.
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