Ein nostalgischer Highway, liebenswerte Orte, fantastische Landschaften – die berühmte Route 66 auch „Mother Road“ genannt, ist das Symbol des amerikanischen Traums. Diese historische Straße einmal zu befahren, war schon immer ein Traum von mir und meinem Mann. Die knapp 4000 Kilometer lange Reise führt uns durch drei Zeitzonen und vorbei an berühmten Wahrzeichen, alten Tankstellen, riesenhaften Werbefiguren, klassischen Diner-Restaurants und einzigartigen Nationalparks. Ich verspreche dir, echtes Retro-Feeling ist auf der Strecke von Chicago zum Santa Monika Pier garantiert.
Wo startet und wo endet der US Highway 66 eigentlich?
Der Highway 66 startet in Chicago in Illinois und verläuft durch die US-Bundesstaaten Missouri, Kansas, Oklahoma, Texas, New Mexico, Arizona und endet in Santa Monica nahe Los Angeles in Kalifornien. Der offizielle Startpunkt liegt in der East Adams Street, nahe der Kreuzung zur South Michigan Avenue. Als Hinweis findest du hier ein kleines braunes Schild. Ursprünglich hörte der alte Highway an der Ecke Olympic Boulevard / Lincoln Boulevard in Santa Monica einfach auf. Doch 2009 wurde das neue Ende auf den Santa Monica Pier verlegt.
Mein TIPP: Für dein Erinnerungsfoto geh ein paar Schritte zum kleinen, eingezäunten Park an der Ecke Adams Street / Wabash Avenue, dort gibt es eine künstlerisch gestaltete Tafel mit einer bunten Landkarte, die viel toller ist als das etwas unscheinbare Schild auf dem lediglich „Begin“ steht.
On the Road – die legendäre Route 66
Die Reise beginnt in der Windy City Chicago
Unsere Traumreise auf der Route 66 geht von Ost nach West. Nach Ankunft am Flughafen Chicago O´Hare haben wir unseren, bereits in Deutschland gebuchten, Mietwagen übernommen und fahren in Richtung Skyline der berühmten Metropole am Lake Michigan. Unser Hotel liegt in Downtown Chicago, ganz in der Nähe des Willis Tower, und ist ein sehr guter Ausgangspunkt, um die aufregende Stadt an den ersten beiden Tagen des Trips zu erkunden.
Lohnenswert: der Chicago CityPASS, um Chicagos Attraktionen wie das Skydeck mit seinen Highlights „The Ledge“, 360 Chicago Observation Deck zu besuchen, eine Hop On – Hop Off Bustour zu machen oder eine Sightseeing River Tour zu unternehmen.
Von Illinois nach Missouri
Die Route führt uns in südwestlicher Richtung aus Chicago hinaus in das ländliche Illinois. Vorbei am „Gemini Giant“ in Wilmington geht es zum Old Joliet Prison, dem aus dem Kultfilm Blues Brothers bekannten Gefängnis.
In Pontiac angekommen, kannst du im Museum der Route 66 Association historische Erinnerungsstücke bestaunen. Das Museum beherbergt eine tolle Sammlung des eng mit der Route verbundenen Künstlers von Bob Waldmire. Seinen VW Bus und seine „Road Yacht“, ein umgebauter Schulbus von 1966, stehen direkt vor der Tür. Großartig ist das riesige Wandbild mit Landkarte der gesamten Strecke, das du auf einer Mauer neben dem Parkplatz des Museums findest.
Back in time – zurück in die Vergangenheit
Etwa 25 Kilometer vor Bloomington, im kleinen Ort Lexington, liegt die Memory Lane aus dem Jahr 1926, mit Ihren klassischen Billboards (Werbetafeln) – wir fühlten uns direkt in der Zeit zurückversetzt.
Die alte Route führt uns durch das ländliche McLean County. Entlang der Strecke liegen wunderbar renovierte Service-Stationen wie Ambler’s Texaco Dwight und die Standard Oil Gas Station, Neon Reklamezeichen und tolle Besucherzentren, wie das „Cruisin‘ with Lincoln on 66“, in Bloomington.
Nach einer kulinarischen Stärkung am Cozy Dog Drive-in in Springfield – es gibt Hot Dogs am Stiel – fahren wir weiter zum Grabmal von Abraham Lincoln in Springfield.
Ein weiteres Highlight erwartet uns in Auburn, „The Brick“ – eine 2,2 Kilometer lange von Hand gelegte Backsteinstraße. Das Retro-Feeling bei der Fahrt auf diesem kurzen Teilstück war einfach überwältigend.
Schöne Fotospots entlang der Traumstraße
Die Route 66 südlich von Springfield hat einen kurvenreichen Zickzack-Verlauf. Kurz hinter Nilwood, etwas schwierig zu finden, gibt es eine Besonderheit zu bestaunen – über 100 Jahre alte Fußabdrücke von Truthähnen, die in den damals noch nassen Beton der Straße liefen – ein lustiger Fotospot, der sich lohnt.
Ein weiterer lohnenswerter Fotospot: Pinky the Pink Elephant, eine lustige Attraktion. Vor St. Louis ist die „Chain of Rocks Bridge“, die den Mississippi überquert, ein toller Fotostopp.
Schon von weitem ist der „Gateway Arch“, das symbolische Tor zum Westen, zu erkennen. Der 192 Meter hohe Bogen aus Edelstahl steht in einem der kleinsten Nationalparks, direkt im Herzen von St. Louis. Aus dem Torbogen hast du einen tollen Ausblick über die Stadt, den Mississippi und Illinois. Den Tag kannst du bei großartiger Live-Blues Musik oder in entspanntem Ambiente mit Barbecue und einem Lagerbier der örtlichen Brauereien ausklingen lassen.
Lokale Köstlichkeiten
Unbedingt mal probieren: Neben BBQ gibt es in St. Louis weitere typische Gerichte, wie beispielsweise toasted (geröstete) Ravioli und St. Louis-Style Pizza. Klassische Ravioli werden frittiert und mit Parmesan bestreut serviert. Die Besonderheit der St. Louis –Style Pizza ist der Provel Käse, eine Schmelzkäseart. Bei Imo´s Pizza nahe dem City Museum kannst du beides probieren.
Von Missouri nach Oklahoma
Wir verlassen St. Louis und fahren durch die hügelige Landschaft Missouris. Die Straße führt uns nach Flanning, dort stoppen wir am „Route 66 Rocker“, dem zweitgrößten Schaukelstuhl der Welt.
Der alte Highway verläuft, oft parallel zur Interstate 40, durch typische kleine Städtchen des mittleren Westens. Im historischen Städtchen Cuba, der „Mural City“, bewundern wir vierzehn Wandgemälde, kleine Kunstwerke auf den Fassaden, die dem Ort den Beinamen einbrachten.
In Pulaski County ist die alte Straße zwischen Hooker und Uranus größtenteils noch im Originalzustand und teilweise sogar vierspurig ausgebaut – echter Fahrspaß garantiert. Ein kleiner Umweg zum „Devil’s Elbow“ mit seiner ikonischen alten Stahlbrücke über den Big Piney River lohnt sich definitiv.
Eine Straße voll mit Geschichte…
Entlang der US Route 66 sehen wir immer wieder Wahrzeichen aus der alten Zeit, wie beispielsweise das legendäre Munger Moss Motel in Lebano.
In Springfield Missouri, empfiehlt sich ein Besuch des History Museeums und des Visitor Centers.
Die Sinclair Gas Station von Gary Gay Parita in Ash Grove, solltest du auf keinen Fall verpassen. Die ehemalige Tankstelle ist eine sensationelle Reise in die Vergangenheit. George, Garys Schwiegersohn, ist ein erstklassiger Gastgeber und vielleicht erzählt er dir auch die außergewöhnliche Geschichte der Service Station.
Unser Trip geht weiter nach Joplin, einer typischen Kleinstadt mit historischem Zentrum. In der Stadt verteilt findest du verschiedene, bunte Wandgemälde (Murals) und nur wenige Blocks von der Main Street entfernt, elegante Häuser aus der Gründerzeit.
Galena in Kansas – Pflichtstopp für Pixar und Film Fans
Im Bundesstaat Kansas angekommen, fahren wir durch den kleinen Ort Galena – Vorbild des Filmortes Radiator Springs aus dem Pixar Film „Cars“ – um uns die „Cars on The Route“ anzusehen und zu fotografieren.
Und weiter geht’s – der Straße folgend
Weiter geht es nach Riverton, in der südöstlichen Ecke von Kansas, hier stoppen wir am 1926 eröffneten Nelson Old Riverton Store. Der Mini-Supermarkt im Backsteingebäude ist eine kleine Perle an der Mother Road. Hier decken wir uns für die Weiterfahrt mit richtig leckeren Sandwiches ein.
Der nächste Halt ist die einzig verbliebene Bogenbrücke aus Beton – die Rainbow Bridge. Im nahen Baxter Springs besuchen wir das Kansas Route 66 Visitor Center, das sich in der alten Phillips Gasoline Station befindet. Nach nur 48 Kilometern, und damit die kürzeste Strecke innerhalb eines Bundestaates, verlassen wir Kansas schon wieder.
Nice to know…
wusstest du, dass im Örtchen Marshfield zu Ehren seines Erbauers und berühmten Einwohners der Stadt, Edwin Hubbel, ein kleines Modell des Hubble Teleskops errichtet wurde? Das berüchtigte Gaunerpaar Bonnie & Clyde die Route 66 bereiste? Sie lebten in Joplin und weiteren kleinen Städten entlang des U.S. Highways. Eine Ausstellung zeigt das Joplin Historical Museum.
Oklahoma
In keinem anderen Bundestaat sehen wir mehr „Roadside Attractions“ auf als auf den kommenden fast 700 Kilometern.
Hole in the Wall Conoco Station – Tankstelle ohne eigene Rückwand
Wir überqueren die Staatsgrenze zu Oklahoma und entdecken im Örtchen Commerce eine echte Kuriosität – die „Hole in the Wall Conoco Station“. Um Kosten zu sparen, wurde das Servicegebäude der Tankstelle einfach an eine bestehende Wand gebaut.
Die Stadt Miami begrüßt uns mit dem Torbogen „The Gateway to Route 66 Miami OkLA“. Die Hauptstraße des Ortes hat sich in fast 100 Jahren kaum verändert und ist die längste Mainstreet der gesamten Strecke.
Nahe dem Städtchens fahren wir auf einem der letzten ursprünglichen Abschnitte. Die nur circa drei Meter breite Straße, bekannt als Ribbon Road, windet sich über 20 Kilometer im Zickzack zwischen Miami und Afton – einfach ein cooles Fahrfeeling.
Die Route 66 heißt in Oklahoma auch Will Rogers Highway, ein beliebter US-Schauspieler der 1930er-Jahre. Das Gebiet um seine Heimatstadt Claremore ist ihm sehr verbunden, was sich unter anderem einem großen Museum und einem Gedenkstein mit Plakette erkennen lässt.
Whale Watching und Art-Deco
Ein weiterer ein Publikumsmagnet empfängt uns etwa 22 Kilometer vor Tulsa. In Catoosa, mit dem sechs Meter großen Blauen Wal, „The Blue Whale of Catoosa“, mittlerweile ein Wahrzeichen etabliert, erbaute Hugh Davis für seine Frau als Geschenk zum Hochzeitstag. Heute kümmern sich ein gemeinnütziger Verein und die Gemeinde Catoosa um das Areal rund um den Wal.
Tulsa ist berühmt für die Art-Deco-Architektur, die du im zentralen Deco District findest. Auch die Muffler Man – Golden Driller, Buck Atom Space Cowboy und die Skulptur „Healing Hands“ auf dem Gelände der Oral Roberts Universität sind interessante Haltepunkte.
Weiter geht es in westlicher Richtung durch Sapulpa, Davenport, Chandler, Arcadia nach Oklahoma City. In Chandler stoppen wir an der Galerie des preisgekrönten Künstlers- und 66 Historikers Jerry McClanahan, Jerry´s Route 66 Gallery.
Spontan halten wir in Arcadia am OK Count 66 oder auch John’s Place. John hat Artefakte, Antiquitäten und Miniaturmodelle einiger Sixty Six Attraktionen sowie Eigenkreationen als Hommage ausgestellt. Es wirkt wie ein wildes Durcheinander, aber schon der bunte VW Bully, Fillmore aus Cars ähnlich, bestätigt unsere Spontanität.
Auf dem Weg nach Downtown Oklahoma kommen wir an Pops on 66 vorbei, einer Raststätte mit riesiger Limonadenflaschen-Skulptur, die fast 500 verschiedene Limonaden und Getränke anbietet.
Oklahoma City
Angekommen in Oklahoma City erkunden wir das Bricktown-, Britton- und das Deep Deuce Viertel. Anschließend geht es zur Gedenkstätte des Oklahoma City National Memorial & Museum.
Die historische Route ist auf dem Abschnitt von Oklahoma City bis zur Grenze von Texas noch in großen Teilen befahrbar und als National Scenic Byway ausgewiesen.
Eine der eindrucksvollsten Brücken und mit 1,2 Kilometern, nach wie vor, längsten Brücken in Oklahoma, ist die Pony Truss Bridge nahe Bridgeport. Unterwegs halten wir an Lucille’s Service-Station in Hydro. Die Tankstelle von 1929 ist eine kleine Besonderheit, da die Service-Station ein oberes Stockwerk hat. Ihre langjährige Betreiberin wurde liebevoll „Mother of the Motherroad“ genannt.
Eine klare Empfehlung ist das Route 66 Museum in Clinton. Eine Must See Institution, die du unbedingt besuchen solltest, wenn du dich für die Geschichte dieses Straßenklassikers interessierst.
Der Ort Texola ähnelt wie viele kleinere Orte eher einer Geisterstadt, im Sandhill Curiosity Shop hält Harley jedoch tapfer die Stellung. Unser Fotostopp vor der Grenze zu Texas ist das „One Man Jail“. Es wurde Ende des 19. Jahrhunderts aus Betonblöcken errichtet und besteht nur aus einem einzigen Raum mit eiserner Gittertür und einem vergitterten Fenster.
Landschaftlich bekannt ist Oklahoma durch die Great Plains, was uns vor Oklahoma City jedoch, durch den großen Busch- und Baumbestand gar nicht aufgefallen ist. Hinter Oklahoma City sieht dies jedoch ganz anders aus. Prärie, so weit das Auge reicht.
Meine Empfehlung für dich:
Das Buch „EZ Guide for Travelers“ von Jerry McClanahan. Das Buch gibt dir anhand von gezeichneten Straßenkarten und der dazugehörenden schriftlichen Erklärung sehr genaue Informationen, wo sich die ursprüngliche Route 66 durch die acht Bundesstaaten schlängelt. Der Guide ist in den ländlichen Bereichen und im Großraum Los Angeles hilfreich, denn das Navigationsgerät ist hier lost.
Teil 2 unserer Route 66 Tour folgt in Kürze.
Ute
Hallo liebe Julia. Sehr schön geschrieben und inspirierend. Hast du inzwischen den 2. Teil geschrieben? Liebe Grüße Ute
Sven Burandt
Sehr sehr schöner Bericht liebe Nicole. Vielen Dank ❤️
TUI Bloggerin Julia
Hallo Sven,
danke für dein nettes Feedback. Dies gebe ich gerne an Nicole weiter. 🙂
Beste Grüße, Julia
Christian
Super Blog. Klasse Bilder. Ich freu mich schon auf den zweiten Teil
TUI Bloggerin Julia
Hallo Christian,
vielen Dank für deinen Kommentar, der zweite Teil folgt demnächst… 🙂
Beste Grüße, Julia
Christian
Hallo TUI.com Team, wann kommt denn der Teil 2? Was heißt demnächst? VG
TUI Bloggerin Julia
Hallo Christian,
der Teil 2 kommt im Oktober. 🙂 Beste Grüße Julia