Alle von uns haben zum Thema Flugzeug einige Fragen im Kopf, die förmlich unter den Nägeln brennen. Wie oft muss zum Beispiel ein Flugzeug zum Reifenwechsel oder kennen sich Pilot und Co-Pilot eigentlich immer persönlich? Auch mit dem ein oder anderen Mythos der Luftfahrt möchten wir mit diesem Artikel aufräumen – viel Spaß beim Lesen 🙂
“Wieso werden beim Start die Fensterblenden geöffnet und die Kabine abgedunkelt?”
Florian Haase – Position: Co-Pilot – Alter: 26 – Stationiert in: Hannover
An Bord unserer Flugzeuge steht die Sicherheit unserer Fluggäste stehts an einer Stelle. Deshalb sind vor Start und Landung einige wichtige Checks nicht nur im Cockpit, sondern auch in der Kabine durchzuführen. Unter anderem muss von der Kabinenbesatzung überprüft werden, ob alle Sonnenblenden geöffnet sind. Gerade in den Start- und Landephasen ist es enorm wichtig, dass alle Besatzungsmitglieder mit all ihren Sinnen Auffälligkeiten in und außerhalb des Flugzeugs wahrnehmen können. Das gilt übrigens nicht nur für die Crew, auch du als Passagier kannst uns unter Umständen wichtige Informationen liefern, eventuell noch bevor uns unsere Instrumente im Cockpit darüber informieren. Durch den ungehinderten Blick nach draußen können dadurch Unregelmäßigkeiten schneller erkannt und weitergeleitet werden. Auch im unwahrscheinlichen Falle einer Evakuierung kann die Kabinenbesatzung mit freier Sicht aus dem Flugzeug besser entscheiden, zu welcher Seite die Passagiere das Flugzeug am sichersten verlassen können.
Bei Nacht wird als weitere Sicherheitsvorkehrung das Kabinenlicht den Lichtverhältnissen außerhalb des Flugzeugs angepasst, indem es gedimmt oder ausgeschaltet wird. Das hat den Vorteil, dass sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnen können und sich unsere Nachtsicht somit verbessert. Sollte es dazu kommen, dass das Flugzeug innerhalb kürzester Zeit verlassen werden muss, spart es wertvolle Sekunden, wenn sich unsere Augen bereits an die Dunkelheit gewöhnt haben und erleichtert uns somit die Orientierung entlang Fluchtwegmarkierungen.
Ein netter Nebeneffekt ist außerdem, dass sich bei geöffneter Sonnenblende das türkis-blaue Wasser und die schönen Buchten unserer Zielgebiete bereits aus dem Fenster erkennen lassen. Ich wünsche all unseren Fluggästen einen erholsamen Urlaub! Weitere Infos zu dem Thema findest du im Flyjournal.
“Sind Luftlöcher Schuld daran, dass das Flugzeug wackelt?”
Mareike Mörs – Position: Co-Pilotin – Alter: 37 – Stationiert in: Hannover
Nein, Luftlöcher im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Das würde voraussetzen, dass Luft eine homogene, feste Masse ist, die uns trägt und die gegebenenfalls wie Asphalt auf einer Straße aufbrechen könnte. Auch wenn es sich manchmal anfühlt, als hätte unsere Flugroute kleine Schlaglöcher, entsteht dieses Phänomen auf andere Art und Weise. Das, was uns gewissermaßen in der Luft hält, sind Strömungen über und unter unseren Tragflächen. Jeder, der als Kind einmal bei voller Fahrt die Hand aus dem offenen Autofenster gehalten hat, kennt das schöne Gefühl des Auf und Ab, das sich je nach Winkel der Hand verändert. Wir Piloten sprechen daher nicht von Luftlöchern, sondern von Turbulenzen, was ganz einfach die spürbare Bewegung von Luftmassen meint. Wird Luft verwirbelt oder treffen Luftmassen verschiedener Temperaturen aufeinander, die mit unterschiedlicher Geschwindigkeit aufsteigen oder absinken, dann gibt es manchmal kleine Unregelmäßigkeiten in der Strömung, die uns umgibt. Die Konsequenz: es wackelt. Mal nur ganz leicht, manchmal etwas stärker, oft nur kurz, selten auch einmal einen ganzen Flug lang.
Wissen wir dies vorher, weil die Wetterkarten entsprechende Hinweise gegeben haben oder vorausfliegende Flugzeuge uns informiert haben, meiden wir Gebiete, in denen Turbulenzen vorhergesagt werden, wann immer möglich. Wir ändern dann zum Beispiel die Flughöhe, die Geschwindigkeit oder den Kurs. Dies tun wir in erster Linie, weil wir wissen, dass die meisten unserer Passagiere Turbulenzen nicht mögen, manche sie sogar als belästigend empfinden. Dabei können diese normalen Luftbewegungen unserem Flugzeug gar nichts anhaben – es ist für weitaus größere Belastungen gebaut. Solange du also angeschnallt bist, kannst du dich beim nächsten Mal entspannt zurücklehnen und vielleicht ein wenig genießen, einmal die Luft zu spüren, die uns sonst so selbstverständlich umgibt – ganz wie damals, im Auto. Diesen und weitere spannende Hintergrundartikel liest du im Flyjournal, Ausgabe Winter 2018/2019.
“Kennen sich Pilot und Co-Pilot immer oder sitzt man auch mal mit einem ‘Fremden’ im Cockpit?”
Michael Sanden – Position: Kaptän – Alter: 44 – Stationiert in: Stuttgart
Für TUI fly arbeiten über 600 Piloten. Dazu kommen viele unterschiedliche Abflughäfen. Da kennt man natürlich nicht jeden Kollegen. Wenn ich von meiner Homebase Stuttgart fliege, sind mir aber die meisten Kollegen bekannt. Mit vielen hat man ein gutes Verhältnis, da man schon öfter miteinander geflogen ist und auf den Flügen auch mal Privates austauscht. Mit einigen Kollegen hat sich so auch eine Freundschaft entwickelt und man freut sich natürlich, mit diesen zu fliegen. Genauso spannend, aber für uns auch normal, ist es, “neue” Piloten von anderen Stationen erst kurz vor dem Flug kennen zu lernen und mit diesen den Arbeitstag zu verbringen. Durch unsere standardisierten Verfahren ist die Arbeitsweise im Cockpit einheitlich und läuft deshalb reibungslos, unabhängig davon, ob man sich kennt oder noch nie zusammen geflogen ist. Dadurch wird unter anderem gewährleistet, dass sich kein “Privatverfahren” zwischen den Piloten entwickelt und jeder mit jedem fliegen kann. Ebenso erstellt TUI fly für uns Vier-Wochen-Dienstpläne, die dafür sorgen, dass wir immer mit unterschiedlichen Kollegen unterwegs sind.
Wir als Piloten üben unseren Traumberuf aus und deshalb herrscht im Cockpit meist eine gute Stimmung, egal ob man sich gerade erst kennengelernt hat oder sich schon lange kennt. In der Frühjahrs-Ausgabe unseres Flyjournals kannst du mehr über die persönlichen Beziehungen unserer Piloten lesen.
“Wie oft muss ein Flugzeug eigentlich zum Reifenwechsel?”
Andrea Kastelic – Position: Flugkapitänin – Alter: 54 – Stationiert in: Hannover / vorübergehend Hamburg
Vor jedem Flug und bei jedem Wetter muss ein Pilot den technischen Zustand des Flugzeuges überprüfen. Die Vorflug-Sichtkontrolle beginnt vorne links und führt im Uhrzeigersinn um das Luftfahrzeug herum. Auch die Fahrwerke, Räder und Bremsen begutachten wir dabei ganz genau.
Unsere Boing 737 hat je zwei Räder an den Hauptfahrwerken und zwei kleinere am Bugfahrwerk – also sechs insgesamt. Sowohl beim Landen mit hohen Geschwindigkeiten, als auch beim Starten mit hohen Gewichten werden sie enorm belastet. Dass die Reifen in Ordnung sind, ist daher besonders wichtig. Die Technik prüft täglich den Reifendruck. Wir Piloten haben ebenfalls Vorgaben, nach denen wir alle Reifen inspizieren.
Sehen wir Fremdkörper oder tiefe Schnitte, ist an einer Stelle keine Längsrille mehr vorhanden, ist der Reifen platt oder finden wir deutliche Beschädigungen, dann rufen wir die Technik und die Mechaniker wechseln gegebenenfalls die Reifen. Das geht fast so schnell wie bei einem Boxenstopp der Formel 1.
Genau wie beim Auto können auch Flugzeugreifen runderneuert werden. Der Prozess ist technisch sehr aufwändig und darf bis zu fünf mal gemacht werden. Ein neuer Reifen kostet 2.780 Euro und ein komplettes neues Rad gar 54.000 Euro.
Eine letzte Frage: “Wie funktioniert eigentlich ein Flugzeugumlauf?”
Als einen Flugzeugumlauf bezeichnet man die Zeit, die für alle Arbeiten zwischen der Landung und dem nächsten Start eines Flugzeugs benötigt wird. Um ein Flugzeug wieder startbereit zu machen, ist die Arbeit von rund 100 Menschen nötig.
Am Flughafen Hannover, Niedersachsens wichtigstem internationalen Flughafen, landet oder startet ungefähr alle sieben Minuten ein Flugzeug, was circa 200 ankommende und abfliegende Flugzeuge pro Tag bedeutet und damit jede Menge Arbeit für alle Beteiligten.
TUI fly plant für einen Flugzeugumlauf etwa 45 Minuten ein, also muss es schnell gehen. Der NDR hat einen TUI fly Flug begleitet, der aus Kreta am Flughafen Hannover gelandet und nach Gran Canaria geflogen ist. In der daraus entstandenen Reportage werden viele interessante Details aufgezeigt.
Schon gewusst?
- Sobald das Flugzeug an seiner Parkposition angekommen ist und die Bremsklötze liegen, läuft die Zeit bis zum nächsten Abflug.
- Es ist wichtig, dass Kerosin kein Wasser enthält.
- Ein Flugzeug wird zuerst hinten ausgeladen, dann vorne.
- Vor einem Flug geben Piloten die Flugdaten in den Bordcomputer ein.
- Der Geschmack von Tomatensaft wird am Boden anders empfunden als in der Luft.
- Flugzeugreifen sind nicht mit Luft, sondern mit Stickstoff gefüllt.
- Passagiere werden im Fachjargon Paxe genannt.
Du hast dich schon immer gefragt, wie das beim Fliegen eigentlich alles so funktioniert? Diese und viele weitere aufschlussreiche Fakten rund ums Fliegen werden in dem Bericht anschaulich erklärt. Dann sieh dir den Video-Beitrag in der NDR Mediathek an: NDR.de Mediathek
Wurden deine Fragen noch nicht alle beantwortet? Stell sie uns in den Kommentaren und wir fragen unsere TUI fly-Crew 😉
Dirk
Sehr schöner informativer Blog, gefällt mir sehr gut 👌😉