Als ich das quirlige und völlig überlaufene Sanur auf Bali langsam hinter mir lasse, sehe ich mich noch einmal um. Ich sitze auf einer Fähre auf dem Weg gen Osten und beobachte eine Horde von Touristen und Einheimische die an einem Strand herumwuseln, der kaum noch zu erkennen ist. Am Ufer liegen Boote, Fähren und traditionelle Longtails und der Lärm von Autos, Motorrollern und Menschen, die um Preise feilschen und unbedingt noch etwas zu essen kaufen wollen, ist überwältigend.
Immer wieder hört man auf Bali, dass es noch menschenleere Orte geben würde, das alte Bali aus den wilden 1970er Jahren. Doch die muss man mittlerweile mit der Lupe suchen. Deswegen beschließe ich kurzerhand, der Insel den Rücken zu kehren, und ein paar Seemeilen weiter weg meine Version vom Paradies zu suchen.
Als mein kleines Boot mich nach einer halben Stunde Fahrt in Mushroom Bay auf Nusa Lembongan absetzt, klettere ich die Reling hinab und falle ins Wasser. Einen Anlegeplatz gibt es nicht. Peinlich berührt raffe ich mich auf, schlappe mit nassen Hosen an den Strand und atme tief durch. Sanft wippen die Palmen im Wind und der weiße Sand unter meinen Füßen fühlt sich wohlig warm und weich an. Ich schnappe mir meinen Rucksack und Surfboard und stapfe zum nächstbesten Motorrollerverleih.
Am Mushroom Beach werden an jeder Straßenecke Roller zum Verleih angeboten, die pro Tag nicht mehr als 70.000 IDR – rund 4 Euro – kosten. Ich entscheide mich für einen Roller mit Aufbau, lade meine Siebensachen auf und erkunde die Insel und die besten Surfspots. Auf der Hauptstraße geht es auch hier laut und chaotisch zu und doch quietsche ich zufrieden auf, als ich feststelle, dass ich nur in die nächste Straße abbiegen muss, um dem zu entkommen.
Obwohl nur ein paar Seemeilen entfernt von Bali, scheint der Lebensrhythmus auf Nusa Lembongan ein anderer zu sein. Die menschliche Bequemlichkeit fasziniert mich immer wieder. Während sich Menschenmassen in den Touristenzentren um Kuta und Sanur stapeln, schaffen nur ein paar Abenteuerlustige die Entdeckung anderer Orte, die nicht im Reiseführer stehen.
Schnell lasse ich Nusa Lembongan hinter mir und fahre über eine gelbe Brücke nach Nusa Ceningan, der kleinsten Insel zwischen Lembongan und Penida. Ich fahre an dampfenden Suppentöpfen an den Straßenständen vorbei und sehe im Augenwinkel wie ein Dutzend Damen in einem Dorftempel komplizierte Gesangs- und Tanzeinlagen trainieren. Schlagartig legt sich eine Ruhe über mich und ich atme den süßlichen Duft tropischer Blumen ein. Endlich angekommen, ging es mir durch den Kopf.
1. Yellow Bridge auf Nusa Ceningan
Jeder, der auf dem Landweg nach Nusa Ceningan fahren will, muss die berühmte gelbe Brücke überqueren. Die Brücke ist ein bedeutendes Wahrzeichen, weist jedoch eine traurige Geschichte auf. Im Jahr 2016 kamen hier neun Menschen ums Leben und fast zwanzig weitere wurden verletzt, als die gesamte Brücke in den flachen Ozean darunter einstürzte. Nach dieser Katastrophe wurde die Brücke wiederaufgebaut und trägt heute den Titel “Brücke der Liebe”.
2. Die Blaue Lagune von Nusa Ceningan
Nach ungefähr dreißig Minuten Fahrtzeit erreiche ich die Blaue Lagune, die ihrem Namen wirklich alle Ehre macht. Die Blaue Lagune von Nusa Ceningan ist eine felsige Bucht mit dem klarsten, azurblauen Wasser, dass ich jemals sehen durfte. Mit unglaublich bunten Rifffischen.
3. Leere Lineups und tolle Wellen
Ceningan ist ein großartiger Ort zum Surfen auf den Nusa-Inseln. Der bekannteste und beste Spot liegt in der Nähe von Mahana Point am westlichen Ende der Insel. An den meisten Tagen, an denen ich dort war, befanden sich selten mehr als zehn Surfer im Wasser und die Wellen haben es in sich! Am Mahana Point kannst du bei einem Bier in der Sunset Bar auch ganz entspannt den Klippenspringern zuschauen.
4. Tauch- und Schnorchelausflüge
Fast überall auf der Insel werden Tauch- und Schnorcheltouren angeboten. Ein absolutes Highlight sind Touren nach Manta Bay vor Nusa Penida, um mit Mantarochen zu schwimmen. Die Mantas, die man hier zu sehen bekommt, sind Reef Mantas, mit bis zu dreieinhalb Metern Größe die zweitgrößte Rochenart der Welt. Sie ernähren sich von Plankton, Krebstieren und kleineren Fischen und besitzen nur winzig kleine Zähne. Daher ist das Tauchen und Schnorcheln mit ihnen absolut sicher und faszinierend.
5. Secret Beach auf Nusa Ceningan
Secret Beach ist ein beliebtes Highlight auf Nusa Ceningan. Der Spot ist ein wenig schwer zu finden und die letzten Meter laufe ich durch ein Heckenmeer die Klippen hinunter, nur um an einer traumhaft kleinen Bucht herauszukommen, in der ich die einzige Besucherin bin.
Am oberen Ende der Bucht liegt ein Restaurant und auch hier bin ich ganz allein. Der Kellner bittet mich besorgt, nicht im Meer baden zu gehen, da die Strömungen hier sehr stark seien und in den letzten paar Jahren nicht wenige Touristen aus dem Wasser gefischt wurden. Somit bleibe ich an Land und genieße den traumhaften Blick.
6. Bootsverbindungen von Bali nach Nusa Lembongan
Von Sanur nach Nusa Lembongan zu reisen, ist nicht nur der schnellste, sondern auch einfachste Weg. Unzählige Schnellboote bringen dich innerhalb von dreißig Minuten auf die Insel. Die Preise unterscheiden sich stark und können für eine einfache Fahrt variieren. Bei der Ticketbuchung von Hin- und Rückfahrt reduziert sich der Preis. Alternativ verkehren auch langsamere Verbindungen auf einheimischen Booten auf gleicher Strecke. Die Fahrt dauert dann rund anderthalb Stunden, kostet aber weniger für die einfache Fahrt.
Mein Tipp: Nichts aufschwatzen lassen und im Zweifel einfach weitergehen und nach anderen Booten fragen.
Mit den Booten können Tagesausflügler Nusa Lembongan und Ceningan auch auf eigene Faust erkunden. Die Inseln sind winzig klein und die Verbindungen so gut getaktet, dass man abends gut wieder zurückkommt.
Aber wer würde bei einem derartigen Panorama und natürlicher Ursprünglichkeit nicht ein paar Tage länger im Paradies bleiben wollen? Ich verbrachte gleich einen ganzen Monat auf Nusa Ceningan und genoss die Stille und eine tolle balinesische Vergangenheit. Hoffentlich bleibt es noch eine Weile so.