Hallo ihr Lieben, wir sind Darleen und Florian und wir haben einen Traum: Wir möchten als Flugbegleiter bei TUI fly über den Wolken arbeiten.
In den vergangenen Wochen haben wir dich auf verschiedene Stationen unserer Ausbildung mitgenommen und dir von unseren Erfahrungen und Gedanken während der Ausbildung berichtet, um vielleicht auch dich zu motivieren, diesen Traumjob über den Wolken zu ergreifen. In unserem ersten Blogbeitrag haben wir dir von unserer Motivation für diesen Beruf und dem Bewerbungsverfahren bei TUI fly berichtet, im zweiten Blogartikel standen die Catering- und Serviceschulung sowie der Erste-Hilfe-Kurs im Vordergrund.
Heute wollen wir dir im dritten Teil unserer Reihe „Ausbildung bei TUI fly“ von einem großen und wichtigen Bereich unserer Ausbildung berichten. Im Folgenden wird sich alles rund um das Thema Safety and Emergency Procedures (SEP) drehen, bei dem es um die Sicherheit des Passagiers geht.
SEP – was stellt man sich darunter vor?
Rund zwei Wochen umfasste der Schulungsblock zu den SEP. Dieser Bereich verlangt verschiedene Checks, Vorflugkontrollen und die Einhaltung unterschiedlicher Vorschriften und Verfahrensweisen.
In der ersten Wochen lernten wir das Safety and Emergency Equipment (SEE) kennen. Für Gegenstände, wie z.B. die Sauerstoffflaschen, muss eine Vorflugkontrolle durchgeführt werden. Hier gilt es vor jedem Flug zu prüfen, ob die Sauerstoffmasken funktionsfähig, angeschlossen und staubdicht verpackt sind. Auch muss der Flaschendruck bei mindestens 1500 PSI liegen und die richtige Anzahl, Befestigung und Unterbringung der Flaschen muss stets eingehalten werden.
Das neu erlernte Wissen durften wir schließlich bei unserer Flugzeugbegehung anwenden und in kleinen Gruppen einen Safety and Emergency Equipment-Check durchführen. Wir begannen im Cockpit und besprachen die Evakuierungswege und die auszuführenden Handlungen bei einem Ausfall eines Piloten. Danach arbeiteten wir uns von der vorderen Bordküche über die Notausstiegsfenster zur hinteren Bordküche durch. Die Grundlage für den Check war die Emergency-Equipment-Checkliste, die auf jedem Flugbegleitersitzplatz hinterlegt ist.
An den darauffolgenden Tagen sind wir tiefer in die Thematik eingestiegen und widmeten uns den drei unterschiedlichen Emergency Equipment Checks. Der erste Check ist der Full Check, der immer vor dem ersten Flug des Tages, bei einem Besatzungswechsel oder wenn das Flugzeug unbeaufsichtigt war, durchgeführt wird. Der zweite Check ist der sogenannte Turnaround Check. Der Turnaround bezeichnet die Zeit, die ein Flugzeug zwischen zwei Flügen am Boden verbringt. Beim Turnaround Check überprüfen wir die Safety Cards in den Sitztaschen sowie die Schwimmwesten unter den Sitzplätzen. Der letzte Check wird als Transit Check bezeichnet, der nach jedem Umlauf durchgeführt wird. Hierbei kontrollieren wir neben den Safety Cards in den Sitztaschen sowie den Schwimmwesten unter den Sitzplätzen auch den Rutschendruck unserer Notrutsche.
Bestimmt hast du vor dem Abflug schon einmal beobachtet, wie Flugbegleiter geprüft haben, ob alle Passagiere angeschnallt sind. Das ist Teil der Cabin Clear List, die insgesamt 19 Punkte umfasst und vor jedem Abflug gecheckt wird. Weitere Punkte auf der Cabin Clear List sind zum Beispiel:
- Ist das Handgepäck verstaut?
- Sind die Tische hochgeklappt?
- Sind die Sichtschutzblenden offen?
- Sind die Bordküchen gesichert?
Natürlich wurden wir auch über Passagiere mit besonderen Bedürfnissen aufgeklärt, wie z.B. Rollstuhlfahrer, Babys (Kinder unter 2 Jahre), alleinreisende Minderjährige und Schwangere.
Besondere Passagiere und Ernstfälle
Für bestimmte Personengruppen bestehen besondere Beförderungsbedingungen. Diese sind aus sicherheitsrelevanten Gründen nötig, dienen jedoch auch zum Eigenschutz der Passagiere.
So ist es einer schwangeren Frau ab dem ersten Tag der 37. Schwangerschaftswoche untersagt, zu fliegen. Durch die verschiedenen Druckverhältnisse könnte die Fruchtblase platzen. Zwar sind wir für den Ernstfall vorbereitet, Geburtshilfe zu leisten, aber dennoch stellt ein Flugzeug natürlich nicht die optimale Umgebung für eine Geburt dar.
Ältere Menschen, Schwangere, Menschen mit körperlichen Einschränkungen sowie Kinder und Babys dürfen nicht in den Notausgangsreihen sitzen. Im Notfall ist es wichtig, dass die Notausstiegsfenster über den Tragflächen als mögliche Evakuierungswege zugänglich bereit stehen.
In der zweiten Woche haben wir uns mit vorbereiteten und unvorbereiteten Notlandungen/Notwasserungen befasst, wo sich alles um die Themen Sauerstoff, Feuer und Evakuierung drehte.
So lernten wir verschiedenste Kommandos und standardisierte Verfahrensweisen in diesen Notsituationen. Wir erfuhren beispielsweise, wie wir eine Notrutsche manuell aufblasen und eine unbenutzte Rutsche abbauen können, um sie eventuell bei einer Notwasserung auf den Tragflächen anzubringen. Unsere Kommandos haben wir so sehr verinnerlicht, dass man uns nachts um drei Uhr hätte wecken können und wir diese prompt aufgesagt hätten… Das ist auch zweifellos nötig, da diese im Notfall sitzen müssen, wenn wir das Flugzeug binnen 90 Sekunden evakuieren müssen.
Eine vorbereitete Notlandung
Bei einer vorbereiteten Notlandung/Notwasserung erhalten wir rund eine halbe Stunde vor der Landung die Info, dass wir diese durchführen müssen. Das heißt für uns, dass wir unsere Cabin Preparation List (CPL) abarbeiten. Inhalt der Liste sind z.B. das Umsetzen von Passagieren (ABPs), die Einweisung der ABPs, das Vorführen der Schutzhaltung sowie das Abarbeiten der Cabin Clear List.
Was sind ABP’s?
Bei einer Notlandung/Notwasserung muss an jedem Notausgang mindestens ein ABP platziert werden – ABP = able bodied person = eine Person, die bei Notfällen behilflich ist. Den ABPs in den Notausgangsreihen erklären wir bei der Einweisung, wie die Flugbegleiter im Notfall unterstützt werden können und was zu tun ist, wenn einer nicht mehr handlungsfähig ist. Zu den Aufgaben gehört zum Beispiel, das Notausstiegsfenster zu öffnen und die Passagiere zurückzuhalten, bis dieses geöffnet ist.
In der Schulungseinheit „Sauerstoff“ haben wir gelernt, wo sich an Bord überall Sauerstoffmasken befinden. So hat jeder Passagier in der sogenannten Passenger Service Unit eine Sauerstoffmaske, die bei Druckabfall aus einer Öffnung fällt. Zudem befindet sich in dieser Serviceeinheit unter anderem eine Leselampe und eine Frischluftdüse. Auch in den Bordküchen, Waschräumen, im Cockpit und über jedem Flugbegleitersitz befinden sich Sauerstoffmasken.
Zusätzlich gibt es für die Flugbegleiter als auch für einen Kollegen aus dem Cockpit eine sogenannte Oxycrew. Die Oxycrew ist eine Rauchschutzhaube. Der Unterschied zu einer Sauerstoffmaske besteht darin, dass die Oxycrew ausschließlich bei einer Rauchentwicklung durch ein Feuer getragen wird, da sie aus einem hitzebeständigen Material besteht und den Kopf sowie den Oberkörper bedeckt.
In der dazugehörigen Übungseinheit galt es, die Oxycrew so schnell wie möglich und vor allem ordnungsgemäß auf- und abzusetzen. Dies stellte eine große Herausforderung dar, da die Maske recht sperrig ist. Am Ende waren wir aber alle Profis.
Im Notfall sicher und professionell agieren
Feuer ist eine der größten Gefahren an Bord, weil wir nicht einfach anhalten und 112 wählen können. Bei der Feuerbekämpfung besprachen wir die verschiedenen Orte im Flugzeug, an denen Feuer ausbrechen kann, wie Öfen, Waschräume oder Handgepäckfächer. Gerade elektrische Geräte wie Smartphones und Tablets mit Lithiumbatterien können schnell erhitzen und somit zur Gefahr werden. Deshalb sind wir nicht nur auf die Achtsamkeit der Passagiere angewiesen, sondern erlauben den Transport ausschließlich in der Kabine, um schnell reagieren zu können.
Natürlich lernten wir auch den richtigen Umgang mit unseren verschiedenen Feuerlöschern. Für den Notfall haben wir Feuerlöscher für elektrische Anlagen als auch Wasserfeuerlöscher an Bord. Letztere dienen zum Nachlöschen und Kühlen. Brennt Stoff, wie zum Beispiel ein Sitz, kommt dieser Feuerlöscher ebenfalls zum Einsatz. Die Feuerbekämpfung an einem praktischen Übungstag unserer Ausbildung war für viele von uns ein Highlight. Wer hat schon einmal ein richtiges Feuer gelöscht, wenn man nicht gerade die Freiwillige Feuerwehr unterstützt?
Am nächsten Tag mussten wir unser Wissen in einem dreistündigen Test unter Beweis stellen, denn bei allem Spaß geht es natürlich immer darum, im Notfall sicher und professionell agieren zu können. Die darauffolgende praktische Prüfung umfasste das Kommandotraining an der Tür, Raucherkennung und -bekämpfung, Feuerbekämpfung sowie Rutschentraining. Zum Schluss ging es für uns ins Schwimmbad, um dort eine Notwasserung zu simulieren.
Was für aufregende Wochen!
Tschüss und bis bald, eure Darleen & euer Florian!
Spannend geht es in unserem letzten, vierten Blogartikel weiter ➩ Ausbildung bei TUI fly – Traumjob über den Wolken Teil 4