Gemeinsam für einen verantwortungsvollen Tourismus: Das Co-Lab Rhodos

Was genau ist das Co-Lab Rhodos eigentlich? Weil wir mehr darüber erfahren wollten, haben wir Inga Meyer, die Projektleiterin im Bereich Nachhaltigkeit bei der TUI, einige Fragen dazu gestellt. Hier das Interview.

Sanfte Wellen, blaues Meer und dahinter die weiß gekalkten Häuser der Stadt Lindos. Rhodos ist der Inbegriff einer griechischen Insel; zahlreiche Touristen fliegen jedes Jahr zum Urlaub auf die “Roseninsel”. Der Tourismus ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor auf der Insel in der Südägäis. Er bringt Gäste und schafft Arbeitsplätze. Allerdings belastet das Tourismusvolumen auch die Natur und die lokale Infrastruktur. Das soll besser werden und Rhodos möchte bis 2030 ein ganzheitliches, nachhaltigeres Reiseziel werden. Ein wichtiger Bestandteil dieser Strategie ist das Co-Lab Rhodos.  

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Christina Zander | TUI Group, Bereich Marketing Communication

Hallo Inga. Was ist das Co-Lab Rhodos genau?

Inga Meyer | TUI Group, Bereich Nachhaltigkeit

Das „The Rhodes Co-Lab Sustainable Destination“ ist eine Kooperation der TUI Group und der TUI Care Foundation mit der Regionalregierung der Südägäis, wird durch die Gemeinde Rhodos unterstützt und steht unter der Schirmherrschaft des griechischen Premierministers. Wir wollen damit die Insel Rhodos bis 2030 zu einer nachhaltigeren Urlaubsdestination machen.  

Nachhaltigkeit in Urlaubsdestinationen heißt für uns, dass die lokale Natur, Kultur, Gesellschaft und die Wirtschaft im Gleichgewicht stehen. Der Tourismus bewirkt ja für die lokale Gesellschaft viel Positives. Allerdings kann er auch Natur und lokale Infrastruktur belasten.  

Was wir mit dem Co-Lab erarbeiten wollen, sind konkrete Lösungen, die wir dann alle gemeinsam umsetzen können. Wir wollen dabei innovativ und offen sein. Vom Co-Lab werden neben Rhodos übrigens auch andere Destinationen im Mittelmeer profitieren! Die Insel kann also zum echten Vorbild für die nachhaltigere Fortentwicklung des Tourismus werden.  

“Vom Co-Lab werden neben Rhodos auch andere Destinationen im Mittelmeer profitieren!”  

Hier entsteht eine Biogasanlage, die Hotelabfälle zu Strom verarbeitet. | © | TUI Group

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Christina Zander | TUI Group, Bereich Marketing Communication

Welche Projekte gibt es im Rahmen des Co-Labs hinsichtlich Natur und Umwelt?

Inga Meyer | TUI Group, Bereich Nachhaltigkeit

Wir haben gemeinsam mit der Regionalregierung Südägäis eine Strategie entwickelt, die aus 38 Maßnahmenbereichen besteht. Das Co-Lab ist kein einzelnes Projekt, sondern eher eine Koordinationsplattform für ein ganzes Bündel an Maßnahmen, die parallel bis 2030 umgesetzt werden.  

Nehmen wir zum Beispiel den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen: Da sind wir dabei, die e-Mobilität auf Rhodos und die Nutzung von Solarenergie in Hotels voranzutreiben. Mit den Hotels arbeiten wir auch an innovativen, umfassenden Konzepten zum Wassermanagement. Ein Thema, das wegen der zunehmenden Wasserknappheit hohe Priorität hat.  

Auch im Bereich der Abfallentsorgung und der Förderung der Kreislaufwirtschaft sind wir aktiv. Zum Beispiel wollen wir flächendeckend Einwegplastik in den Hotels und Restaurants der Insel abschaffen und das Recycling fördern.  

Das CoLab arbeitet hier gemeinsam mit einer neugebauten Biogas-Anlage daran, biologischen Abfall der Hotels und Restaurants in Energie umzuwandeln und diese wieder in die Netze der touristischen Betriebe einzuspeisen. Damit hätte das Co-Lab einen großen Schritt gemacht in Richtung eines ganzheitlichen Projekts der Kreislaufwirtschaft in den Urlaubszielen: Müll von den Hotels wird zu grüner Energie – und diese Energie wird dann von den Hotels wieder genutzt.  

Ein wichtiger Teil der Nachhaltigkeitsstrategie ist die E-Mobilität. | © | TUI Group

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Müll von den Hotels wird zu grüner Energie – und diese Energie wird dann von den Hotels wieder genutzt.

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Christina Zander | TUI Group, Bereich Marketing Communication

Gibt es auch Beispiele für Projekte in der kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit?

Inga Meyer | TUI Group, Bereich Nachhaltigkeit

In Sachen sozialer und kultureller Nachhaltigkeit beschäftigen wir uns gerade mit der Vermittlung von nachhaltigerer Praxis. Zum Beispiel durch Weiterbildungskurse für Menschen, die im Tourismus arbeiten.  

Mit der TUI Care Foundation Junior Academy gehen wir außerdem in die Schulen und diskutieren mit den Kindern und Jugendlichen über die Bedeutung von nachhaltiger Tourismusentwicklung auf ihrer Insel. Den Grundschülern zeigen wir ganz spielerisch, wie wichtig Naturschutz an Land und im Meer ist.  

Im Kulturbereich wiederum geht es um den Schutz und die Förderung des reichen Kulturerbes von Rhodos. Wir haben da viel auf dem Programm stehen: die Restauration von Denkmälern wie dem alten Staatstheater von Rhodos, die Wiederbelebung von Traditionen, die Stärkung von lokalen Jugend- und Frauenvereinen, die Einbindung lokaler authentischer Elemente in die Urlaubserfahrung der Gäste und noch viel mehr.  

Besonders wichtig: Wir wollen die lokale Landwirtschaft stärker mit den Hotels und Restaurants vernetzen. TUI Field-to-Fork Rhodes heißt das gerade laufende Pilot-Projekt der TUI Care Foundation im Rahmen des Co-Lab. Es schult die Landwirte von Rhodos und unterstützt die Umstellung von konventioneller auf regenerative Landwirtschaft. Gleichzeitig sollen die Hotels und Restaurants auf der Insel diese lokal angebauten, exzellenten Agrarprodukte einkaufen und ihren Gästen anbieten.  

Davon profitieren alle: Die Hotelgäste bekommen Essen aus erstklassigen, regenerativ angebauten Produkten. Deren Anbau wiederum schont die lokale Umwelt und das Klima – und beschert den Landwirten der Insel ein zusätzliches, gutes Einkommen. 

Lebensmittel aus regionalem Anbau sorgen auch für mehr Frische und Geschmack. | © | TUI Group

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Christina Zander | TUI Group, Bereich Marketing Communication

Wie funktioniert die Zusammenarbeit vor Ort?

Inga Meyer | TUI Group, Bereich Nachhaltigkeit

Die Menschen von Rhodos leben zu einem großen Teil vom Tourismus. Die Insel hat sich touristisch äußerst erfolgreich entwickelt. TUI ist hier seit rund 50 Jahren präsent und hat am Aufstieg Rhodos´ zu einem der beliebtesten Urlaubsziele im Mittelmeer maßgeblich mitgewirkt. TUI versteht sich als Teil der Urlaubsinseln und ihrer Bevölkerung.  

Das touristische Verständnis auf Rhodos ist sehr gut; die Menschen hier wissen, welche Vorteile ihnen der Tourismus bringt. Genau hier setzt das Co-Lab an. Denn der Kernpunkt ist ja, dass man gemeinsam und im gegenseitigen Verständnis die Chance zu nachhaltigen Veränderung sieht und das dann auch gemeinsam umsetzt. Wir veranstalten beispielsweise thematische Gesprächs- und Abstimmungsrunden mit allen Akteuren vor Ort.  

Da können Hoteliers und Bootsvermieterinnen dabei sein, Taxifahrer, Busunternehmerinnen, Restaurant-Chefs. Aber auch Hafen- und Flughafenbetreiber und die örtliche Abfallgesellschaft.  

Wichtig sind auch lokale Organisationen und Vereine, also die zivilgesellschaftlichen Kräfte insgesamt. Wir vernetzen die lokalen Akteure auch mit nationalen und internationalen Organisationen, mit Universitäten oder Forschungseinrichtungen. So entstehen in jedem Themenbereich gemeinsam vereinbarte Zielsetzungen und Pilotprojekte, die wir dann alle zusammen umsetzen.  

Eine enge Zusammenarbeit zwischen Erzeugern und Hotels ist ein Gewinn für beide Seiten. | © | TUI Group

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TUI versteht sich als Teil der Urlaubsinseln und ihrer Bevölkerung.

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Christina Zander | TUI Group, Bereich Marketing Communication

Gibt es erste Erfolge zu berichten?

Inga Meyer | TUI Group, Bereich Nachhaltigkeit

Vieles haben wir schon in die Wege geleitet. Besonders wichtig war die Schaffung eines Koordinationsbüros auf Rhodos, das die Vernetzung und das Zusammenspiel der Akteure auf der Insel bei den einzelnen Projekten koordiniert. Auch sehr positiv: Weil wir einerseits eng mit der Verwaltung der Regional- und Inselregierung zusammenarbeiten und andererseits die lokale und internationale TUI-Expertise beisteuern, wirken hier auf Rhodos inzwischen der private und öffentliche Sektor auf eine Weise zusammen, wie es sie so bisher noch nicht gab. Das ist ganz entscheidend für die Erfolge bei der Projektumsetzung.  

Vieles läuft im Hintergrund ab, etwa die Implementierung nachhaltigerer Praktiken in den Betrieben – von der Vermeidung von Einwegplastik über Investitionen in Energie- und Wassereffizienz bis zur Schulung der Beschäftigten. Momentan errichten wir auf Rhodos ein Besucherzentrum, den „Rhodes Co-Lab Showroom“. Hier lernen Einheimische und Gäste die Projekte des Co-Lab kennen und erfahren, wie wichtig Nachhaltigkeit in Urlaubszielen ist.  Alle dürfen sich außerdem auf das „Hotelzimmer der Zukunft mit nachhaltigeren Ideen“ freuen, dass wir für den Showroom vorbereiten – persönlich und interaktiv begehbar. 

© | TUI Group

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Christina Zander | TUI Group, Bereich Marketing Communication

Vielen Dank an Inga Meyer für das interessante Interview!

Wir freuen uns über Kommentare!
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