Wir haben für euch skurrile, aber auch wunderschöne Glücksbringer aus aller Welt gesammelt. Was passiert, wenn die Franzosen in Kot treten und warum muss die Katze winken?
Talismane von Italien bis Japan
1. Cornicello – Italien
Tierhörner galten schon vor tausenden von Jahren als gutes Omen und konnten dem Glauben nach den gefürchteten bösen (neidvollen) Blick von schwangeren Frauen abwenden. Davon ließen sich die Handwerker Neapels inspirieren und fertigten hornförmige Talismane aus roten Korallen. Heute ist das GässchenVia San Gregorio Armeno in Neapel bekannt als die Straße der Kunsthandwerker. Hier arbeiten meisterhafte Krippenhersteller in offenen Atelliers – und hier könnt ihr die kreativsten und schönsten Cornicelli der Stadt erstehen.
2. Kot – Frankreich
Ja, ihr habt richtig gelesen. Kacke bringt Glück. Aber wenigstens nicht als Glücksbringer in der Tasche. In Frankreich fingen zuerst Schauspieler mit einem ungewöhnlichen Exkremente-Brauch an, um sich vor einer Vorstellung Erfolg zu wünschen: Sie riefen und rufen bis heute „merde“, was bei uns „toi-toi-toi“ entspricht. Ob der Hersteller von portablen Toiletten namens „Toi-Toi“ daher seinen Namen hat, konnte bis Redaktionsschluss nicht geklärt werden. Jedenfalls geht die Tradition des „merde“-Wünschens darauf zurück, dass ein Theater mit vielen Pferdeäpfeln vor der Tür auf eine erfolgreiche Aufführung hinwies, da viele Kutschen Zuschauer brachten.
So hat es sich wahrscheinlich entwickelt, dass auch auf der Straße Hundekot als Glücksbringer gilt – wenn man mit dem linken Fuß hineintritt! Es sollte aber schon zufällig passieren und niemand soll sich genötigt fühlen, alle Haufen auf der Straße abzuräumen. Irgendwann wird’s auch eklig. Hygienische Alternative: Die rote Bommel einer Matrosenmütze anzufassen bringt in Frankreich auch Glück 😉
3. Ein-Cent-Stück – Slowenien
Klar, in Deutschland ist der Cent, wie vorher der Pfennig, ein Glückssymbol. Aber auf dem Cent-Stück Sloweniens passt sogar das Motiv: Hier prangt ein Storch erhobenen Hauptes, Symbol der Fruchtbarkeit und Geburt, weswegen er gerne als Geschenk zur Schwangerschaft oder Geburt mitgebracht wird. Dass der Storch die Babys bringt, erzählte man den Kindern bereits im 18. Jahrhundert, um das Thema Sexualität zu umfahren – aber das ist eine andere Geschichte.
4. Nazar Amulett – Türkei
Kein Wunder, dass diese Perle, die so aussieht wie ein Auge, „Nazar-Perle“ genannt wird: Das arabische Wort „Nazar“ bedeutet so viel wie „sehen“, „Blick“ oder „Einsicht“. Es soll seine Träger vor dem bösen Blick schützen, also neidischen Blicken, die im Volksglauben vieler orientalischer Länder Unglück bringen. Von Griechenland bis nach Indien hat sich der Talisman verbreitet, und sogar auf die Welt der Bits und Bytes ist die Nazar-Perle gelangt – hier, bitte schön: 🧿.
Gerade Neugeborene haben keinen eigenen Schutz vor dem bösen Blick, so sagt man, und deswegen gehört ein Nazar-Amulett gerade bei türkischen Babys als Geschenk einfach dazu. Und auch die Braut weiß sich bei ihrer Hochzeit vor neidischen Blicken mit dem blauen Auge zu schützen.
5. Skarabäus – Altes Ägypten
Ein „Skarabäus“ ist kein Käfer! Nur eine altägyptische Darstellung eines bestimmten Käfers ist ein „Skarabäus“. Der Käfer selbst heißt „Heiliger Pillendreher“ (Scarabaeus sacer) und ist in ganz Afrika zu finden. Doch warum ist er heilig? Der Heilige Pillendreher rollt seine Nahrung, den Dung anderer Tiere, zu Kugeln. Und das erinnerte die Alten Ägypter an ihren wichtigsten Gott: Den Sonnengott Re, der unermüdlich jeden Morgen mit seinem Boot über den Himmel losfährt, um der Welt zu leuchten. Re wurde deshalb oft als Skarabäus dargestellt, wenn er morgens aufersteht und bekommt auf den Wandbildern erst gegen Mittag seine Falkengestalt. Skarabäen schützten nicht nur Menschen vor Unglück, sondern auch deren Weine oder Häuser: Die Glückskäfer dienten als Verzierungen auf Weinsiegeln oder häuslichen Siegeln.
6. Jiaozi – China
Dieser Brauch kommt aus China. Am Silvesterabend versammeln sich alle Familienmitglieder, um gemeinsam zu feiern und sich über die Ereignisse des vergangenen Jahres auszutauschen. Ein wichtiger Teil dieser Tradition sind die Jiaozi, chinesische Teigtaschen, gefüllt mit Gemüse, Fleisch oder Meeresfrüchten. Man steht zusammen in der Küche, Papa hackt zum Beispiel die Zutaten, Mama knetet den Teig, Sohnemann bugsiert die Füllung in die Taschen und faltet sie, Oma brät oder kocht die Jiaozi und tadelt ihren Enkel, wie schlecht er wieder die Jiaozi gefaltet hat – und alle lachen.
In einige dieser Teigtaschen werden symbolische Gegenstände wie eine desinfizierte Münze, eine Erdnuss oder eine getrocknete Jujube eingepackt, die für Wohlstand und Reichtum stehen. Zum Neujahrsfest werden die Dumplings dann verspeist und wer die Jiaozi mit dem Glücksbringer erhält, soll im neuen Jahr besonders viel Glück und Wohlstand erfahren.
7. Winkekatze – Japan
Geht ihr ins Sushi-Restaurant, zum Chinesen oder Koreaner, wird sie euch an der Kasse begegnen: Die „Winkekatze“. Aber wusstet ihr, dass der Name ziemlich unpassend ist, da die Katze gar nicht winkt? Eigentlich heißt sie 招き猫, beziehungsweise „maneki-neko“, wörtlich aus dem Japanischen übersetzt „Figur einer Katze mit erhobener Pfote“. Und mit dieser erhobenen Pfote wird nicht zugewunken, sondern sie macht eine Bewegung, wie man sie in Japan macht, wenn man jemandem gestikulieren will, er oder sie solle herkommen. Die Katze ist also ein niedlicher Trick, um Gäste anzulocken! Erstaunlich ist auch, dass die Katze für ihre Armbewegung keinen Strom braucht. Ein leichter Windzug reicht aus, um den Lockzauber in Gang zu bringen.
8. Hasenpfote – Deutschland
Zurück in die Heimat. Ein paar Glücksbringer in Deutschland: Hufeisen, Glückscent, Marienkäfer, Fliegenpilz, Glücksschwein … Hasenpfote. Letzteres ist sicherlich das skurrilste Exemplar. Wer hängt sich freiwillig den Fuß eines so süßen Tieres an den Schlüsselbund und warum? Der Hase galt in der europäischen Folklore schon lange als heiliges Tier. Für die Kelten standen Hasen in Verbindung mit den Göttern. Auch Magier und Quacksalber des Mittelalters empfahlen Hasenpfoten sehr gerne zur Heilung und Abwehr von Flüchen. Und sogar in Afrika machte der Hase mit seiner Pfote Karriere, weil er mit seiner Schnelligkeit und Intelligenz beeindruckte. Kein Wunder also, dass die Hasenpfote sich bis heute als Glücksbringer gehalten hat. Jetzt wisst ihr wie der Hase läuft.
Schreibt in die Kommentare, was eure persönlichen Glücksbringer sind. Oder glaubt ihr nicht an solchen Hokuspokus?