Seien wir mal ehrlich: Die Briten sind im Vergleich zu uns Europäern … dezent skurril. Ich meine … Boote aus Teig? Oder Wettrennen gegen einen Käse? Diese Liste offenbart die ganze liebenswerte Verrücktheit der Inselbewohner.
1. Käse hat Vorfahrt!
Kein Wunder, dass da nur Männer mitmachen: Die Wiederholungen in Zeitlupe tun schon beim Zuschauen weh. Seht selbst:
„Würdest du den Mut aufbringen, dich bei einem der riskantesten Rennen Großbritanniens zu beteiligen?“ So wird das Event „Cooper’s Hill Cheese-Rolling and Wake“ auf visitbritain.com angepriesen. Hört sich erstmal leicht übertrieben an, schließlich geht es nur um ein 600 Jahre altes Rennen mit Käselaibern in Gloucestershire. „Riskant“ ist aber rein gar keine Übertreibung.
Den Anfang macht der runde Käse: Er rollt mit einem Affenzahn einen 180 Meter langen Hang hinter. Dann sprinten die Teilnehmer hinterher. Wer zuerst über der Ziellinie ist, bekommt den Käse. Und das ist ein „knochenbrechendes, nervenaufreibendes Spektakel“. Oder wie Sanitäter Corey Mead gegenüber der BBC in einem Interview sagte: „Ich hab an dem Tag des Rennens im St. John’s Krankenhaus gearbeitet und die Menge an Verletzungen, die ich behandeln musste, war diabolisch.“ Wirklich? Kein Käse?
2. Lerwick Up Helly Aa
Schon der Name ist verrückt. So ein Brauch kann sich nur ganz im Norden, auf den isolierten Shetlandinseln entwickeln. Folgt uns nach Lerwick, wo man seit 140 Jahren jeden Januar seiner nordischen Wurzeln gedenkt und das ganze „Up Helly Aa“ nennt.
Dabei ziehen hunderte mysteriöser Gestalten durch die Straßen, bewaffnet mit flackernden Fackeln und blitzenden Klingen. Vor einem gewaltigen Holzschiff in Originalgröße kommen sie zum Stehen, um eine geheimnisvolle Zeremonie zu vollziehen. Spoiler: Es hat mit Feuer zu tun.
3. Yorkshire Pudding Boat Race
Yorkshire Pudding gibt es seit dem 17. Jahrhundert. Damals war die Teigspeise ein günstiger Sattmacher, heute wird er mit Kartoffelpüree und englischen Frühstückswürstchen gefüllt. Oder mit Menschen – nachdem man Yorkshire Pudding zu einem Boot geformt hat. Ja, zu einem Boot.
Das ist noch nicht wirklich eine altehrwürdige Tradition, schließlich kam der Exzentriker Simon Thackray erst in den frühen Neunzigern in einem Pub auf die Idee, Boote aus Teig auf dem Fluss schwimmen zu lassen. Aber seien wir ehrlich: Abgesehen von Lebensmittelverschwendung gibt es keine Gründe, warum das „Yorkshire Pudding Boat Race“ nicht zu einem Brauch werden sollte, bei dem noch unsere Ururenkel mitpaddeln.
4. World Bog Snorkelling Championship
Wer kennt es nicht, das allsommerliche Moorschnorcheln im Waen Rhydd Moor, vor den Toren des walisischen Städtchens Llanwrtyd Wells? Na gut, viele.
Dabei ist es so spaßig, wenn die Kostümierten durch das Brackwasser tauchen. Sogar die 150 Teilnehmer des „World Bog Snorkelling Championship“ scheinen eine Mordsgaudi zu haben. Bis auf einen: Den selbstreflektierten Gewinner von 2023, Neil Rutter: „Diesen Wettbewerb sollte man nicht Ernst nehmen. Und die Tatsache, dass ich das trotzdem tue, macht mich hier zum Idioten.“ Give that man a pint!
5. Swan upping
Seit dem 12. Jahrhundert zelebrieren die Briten eine bemerkenswerte Tradition, die sich „Swan Upping“ nennt. Damals fing man Schwäne, weil die Königsfamilie die Delikatesse verspeiste. Heute dient es einem guten Zweck, nämlich dazu, den Bestand zu überwachen. Die Teilnehmer lieben das Spektakel – und die Zuschauer!
In der dritten Juliwoche versammeln sich Herren in roten Uniformen auf alten Holzbooten entlang der Themse, bereit zu tun, was sie jedes Jahr tun: Schwäne fangen, auf über 70 Kilometern entlang des Flusses. Es ist keine leichte Aufgabe, der störrischen Riesenvögel Herr zu werden, aber die Zuschauer honorieren die harte Arbeit mit Applaus! Alles im Namen der Queen natürlich, beziehungsweise seit 2023 im Namen von Charles III.
6. Conkers: Kampf der Kastanien
„Conker“ ist der englische Name für die nicht essbare Rosskastanie. In Deutschland sammelt man sie und steckt Zahnstocher rein.
In Großbritannien und Irland befestigt man sie am Ende eines circa 30 Zentimeter langen Fadens und versucht mit dieser Abrissbirne der Kastanie des Gegenübers zu treffen, der die seinige am Faden vor sich baumeln lässt. Schafft der Angreifer es nicht, ist der „Baumler“ am Zug. Dann macht man noch eine Weltmeisterschaft daraus, die seit 1965 jeden Herbst im englischen Ashton stattfindet: die „World Conker Championships“ mit über 250 Teilnehmern. Fertig ist der verrückte Brauch.
7. Lauf, Pfannkuchen, lauf!
Während man sich in Deutschland noch darum streitet, ob es Pfannkuchen oder Eierkuchen heißen sollte, ist man in England schon einen Laufschritt weiter. Am Faschingsdienstag versammeln sich die Einwohnerinnen von Olney, nordwestlich von London, um das zu tun, was sie wohl schon seit 1445 tun: Sie rennen durch die Straßen und halten dabei Pfannen mit Pfannkuchen drin.
Mit Schürzen und Stirnband geht es über eine 380 Meter lange Strecke. Am Ende des „Olney Pancake Race“ werden die Damen beim feierlichen Gottesdienst für ihre Verdienste beim Pfannkuchenrennen geehrt.
8. Egremont Crab Fair
Seit sage und schreibe 1267 findet das Erntedankfest von Egremont an der Westküste Englands statt. Heute werden hier alte und neue Events miteinander kombiniert. Es gibt es zwei verrückte Veranstaltungen. Einmal das „Apple Cart“: Zu ausgelassener Musik versuchen die Zuschauer, die Äpfel zu fangen, die vom Truck geworfen werden.
Und dann ist da noch das Highlight: Die Weltmeisterschaft im Grimassenschneiden, „World Gurning Championship“. Klar, auch der „Braffin“ ist dabei, der Pferdehalfter, den man aufsetzen muss, bevor man eine Grimasse schneidet, logisch. Beziehungsweise britisch-logisch.
Das Praktische an dem Event: Egremont liegt am Lake District Nationalpark. Und genau da könnt ihr euch im Anschluss an die Egremont Crab Fair von all den verrückten britischen Bräuchen erholen.