Vermutlich jeder von uns hat bereits von den bunten Feiern am Rhein gehört. Doch was treiben die Jecken in der 5. Jahreszeit da eigentlich so? TUI Bloggerin Lydia konnte es auf ihrem ersten Karneval in Köln und Bonn herausfinden.
Der 11.11. – die Karnevalszeit beginnt!
Der 11.11. läutet die Karnevalszeit ein (die Zahl 11 stand im Mittelalter für Narren, Sünde und Unfug). Punkt 11:11 Uhr wird nun bis zum Aschermittwoch im März gefeiert und Karnevalssitzungen werden abgehalten. Die vielfältigen Anfänge der Festlichkeiten reichen bereits Jahrtausende zurück. So finden sich zum Beispiel Hinweise auf das antike Rom, in dem einmal jährlich die Gleichstellung von Sklave und Herr sowie die Arbeitsniederlegung im Fokus standen. Später prägten prächtige Umzüge und ausschweifende Feierlichkeiten diese Tage. Im Mittelalter fanden dann erste „Narrenfeste“ statt.
Etwas christlicher wird der Ursprung im Namen selbst gesucht, denn im Wort „Fasching“ steckt der Verweis auf die Fastenzeit. Und auch der Begriff “Karneval” (im lateinischen „carne vale“) soll auf „Fleisch – lebe wohl“ zurückgehen. So wurde der Fasching also vor der eigentlichen Fastenzeit durchgeführt. Im November wird also die Fastenzeit bis Weihnachten, im Frühjahr bis Ostern eingeläutet.
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Die Weiberfastnacht
Ich besuchte den Karneval im Rheinland nicht am 11.11., sondern erst im Frühling und zwar zur Weiberfastnacht! Es ist also 10 Uhr – Karnevalsdonnerstag – in Bonn. Typisch für Februar ist es ein wenig verregnet und kühl. Doch die ersten Besucher des Umzugs scheint das bereits jetzt nicht mehr zu stören. Ob Ärztin, eine männliche Queen Elisabeth oder einfach als Ferrero-Küsschen verkleidet – alle prosten sich begeistert zu, auch in nicht unbedingt wettertauglicher Kleidung. Die ganze Stadt scheint im Karnevalsfieber zu sein, denn auch in allen Geschäften wird fleißig gefeiert. Währenddessen startet, punkt 11:11 Uhr natürlich, der Umzug durch die Innenstadt. Es gibt viele Vereine, die ihr musikalisches Können präsentieren oder als Funkemariechen-Tanzgruppe auftreten. Die Wagen sind schön geschmückt und viele regionale Firmen marschieren mit.
Die Weiberfastnacht selbst hat eine lange Geschichte. Bereits im Mittelalter brachen Frauen an diesem Tag aus den traditionellen Geschlechterrollen aus, um zu singen, tanzen und zu feiern. Der Begriff Fastnacht bezieht sich auf den Brauch, dass an diesem Donnerstag das letzte Mal vor der Fastenzeit üppig geschlachtet und gespeist wurde. Das Abschneiden der Krawatten kam übrigens erst in den 50iger Jahren hinzu.
An den Umzug schließt sich nun das weitere Feiern an. Bis in die Nacht hinein werden die örtlichen Bars und Kneipen gestürmt, viele davon haben extra Bereiche geöffnet, um alle Feierenden unterbringen zu können. Prost mit Kölsch und Kurzen!
Kostüm + Kölsch = Ein gutes Team für die Karnevalstage
Die Bars sind vielfältig dekoriert.
Das Wochenende: Karnevalsfreitag bis -sonntag
Nachdem tagsüber ein wenig die Kräfte neu mobilisiert werden konnten, wird spätestens am frühen Abend weitergefeiert. Alle Bars, Kneipen und Clubs haben geöffnet und mit herrlich-typischer Musik wird nun geschunkelt was das Zeug hält.
Mein Tipp: Wir waren an einem Abend in der Köln Arena, die zu einer großen Partyzone wurde. Jeder durfte sich sein eigenes Essen und Trinken mitbringen, sodass das ganze an ein feierliches Picknick erinnerte. Währenddessen fand auf der Bühne ein buntes Programm aus Musik, Tanz und weiteren Darstellungen statt.
Samstag und Sonntag gestalten sich ähnlich wie der Freitag, wobei es hier zusätzlich in verschiedenen Kölner Bezirken und umliegenden Ortschaften kleinere Umzüge, wie den Geisterumzug, gibt. Ein Besuch lohnt sich, denn sie heben sich etwas vom noch anstehenden Kölner Karnevalumzugs am Montag ab.
Auf zum Finale: Der Rosenmontag
Der Rosenmontag ist ein weiteres, wenn nicht das größte, Highlight im Karnevalsmarathon. Heute findet, wie bereits seit 1823, der Rosenmontagsumzug – auch einfach Zug genannt – in Köln statt. Auch rundherum in vielen Ortschaften werden zeitgleich Umzüge veranstaltet. Der Rosenmontagsumzug dauert fast den ganzen Tag, denn er besteht aus über 100 dekorierten Wagen, einige davon sind wirklich riesig! Die Themen reichen von satirischen Politdarstellungen über klassische Karnevalsvereinswagen bis hin zur Präsentation örtlicher Firmen und Gemeinschaften.
Und immer mit dabei: Die Kamelle, Süßigkeiten (oder auch Blumen, Zahncreme und anderer interessanter Kleinkram) die zu den Zuschauern geworfen werden. Früher, bei den ausschweifenden Feierlichkeiten im Römischen Reich, bestand das Wurfmaterial meist aus Karamellbonbons, daher der Name. Unglaublich: Auf dem Umzug in Köln werden bis zu 300 Tonnen Kamelle verteilt!
Ebenfalls nicht wegzudenken: Dat Bützje. Kleine Küsschen, die zwischen alten (und neuen) Freunden, Bekannten oder sonst wem zum Zeichen der Freude verteilt werden. Doch Köln ist natürlich mehr als Karneval! Entdeckt hier unsere Ausflüge in der Metropole am Rhein, die sich gut mit einem Karnevalstrip kombinieren lassen.
Endspurt: Der Veilchendienstag
Am Veilchendienstag wird langsam das Ende der Karnevalszeit eingeläutet. Nochmals ziehen wieder viele Umzüge durch die Kölner Bezirke und auch kann noch einmal in die Bars und Kneipen eingezogen werden. Am Abend des Karnevaldienstags erfolgt die sogenannte Nubbelverbrennung. Dabei wird eine lebensgroße Strohpuppe verbrannt, die für all die Sünden, welche in der Karnevalszeit begangen wurden, nun herhalten muss. Damit sind alle Feierenden quasi reingewaschen.
Der letzte Feiertag: Der Aschermittwoch
Nun ist das Spektakel fast vorbei. Die 40-tägige Fastenzeit beginnt. Viele widmen sich nun dem christlichen Part und besuchen zum Beispiel Gottesdienste. Die Asche steht dabei als Symbol der Büße und wird Gläubigen als Kreuz auf die Stirn gezeichnet.
Das war mein persönliches Erlebnis zum Karneval in Köln und Bonn. Es ist wirklich wie eine 5. Jahreszeit, mit einer reichen Geschichte, eigener regionaler Musik, viel Mundart und einfach jeder Menge Spektakel! Habt ihr auch schon einen Karnevalsumzug miterlebt? Erzählt uns davon gerne in den Kommentaren.