Weite Ebenen, gewaltige Dünen, bizarre Felsformationen und alles umgeben von feinem Sand, dessen Farbe zwischen goldgelb und feuerrot schwebt. Das ist die Wüste von Wadi Rum, Jordaniens größtes und bekanntestes Wadi. Dabei ist die Wüste sogar noch viel mehr als eine faszinierende Landschaft. Sie verspricht das Gefühl von grenzenloser Freiheit.
In meinem ersten ► Artikel über Jordanien habe ich euch bereits einen Einblick in das wunderschöne Land gegeben. Auf unserer Reise besuchten wir einen Tag lang Wadi Rum, einer meiner absoluten Höhepunkte auf unserer Jordanien Rundreise. Das Wadi, dass übrigens ein Tal ist, das sich in der Regenzeit in einen beachtlichen Flusslauf verwandeln kann, liegt im Süden des Landes. Von der Hauptstadt Amman aus sind es 320 Kilometer hierhin.
Unsere Tour beginnt im Wadi Rum Village, einem kleinen Dorf am Eingang der Wüste. Wir hatten vorab online eine Tour gebucht und finden uns nun bei einer Tasse süßen Schwarztees in Mehedis Haus. Er ist Beduine, wie fast alle Dorfbewohner und organisiert die Touren in die Wüste. Er stellt uns seinem Verwandten Mohammed vor, der unser Guide sein wird. Schon wenige Minuten später sitzen wir auf der Ladefläche seines umgebauten Pick Ups und düsen ins offene Wadi.
Willkommen auf einem anderen Planeten
Sobald wir die Tore des Dorfes hinter uns lassen, scheinen wir eine neue, fremde Welt zu betreten.
Obwohl allein die Fahrt zum Village schon beeindruckend war, ist es nochmal etwas ganz anderes das Herz von Wadi Rum zu erkunden. Denn sobald wir die Tore des Dorfes hinter uns lassen, scheinen wir eine neue, fremde Welt zu betreten. Die Menschen sind verschwunden. An ihre Stelle tritt die endlose Weite, die nur von bizarren Felsformationen unterbrochen wird. Noch nie habe ich einen Ort wie diesen hier gesehen. Erst als wir halten, realisiere ich, dass wir noch auf der Erde sind. Dromedare liegen friedlich kauend auf dem feinen rot-goldenen Wüstensand. Idylle pur bei 35° Grad unter einem wolkenlosen Himmel.
Bei unserem Halt handelt es sich um die Lawrence Spring, einer kleinen, aber wichtigen Wasserstelle, die die Beduinen und Kamele versorgt. Die Bezeichnung “Lawrence Spring” stammt von dem britischen Offizier Thomas Edward Lawrence, ein Name der uns hier überall begegnen wird. Er ist für die Jordanier eine Art Nationalheld, denn er unterstützte nicht nur ihren Kampf gegen die Osmanische Besatzung, sondern verliebte sich auch in die Schönheit des Landes.
Von Mushrooms und Chicken Legs
In den nächsten Stunden widmen wir uns vor allem den Felsformationen. Viele haben aufgrund ihrer eigenartigen Formen witzige Namen wie Mushroom oder Chicken Leg. Während sie von weiter weg unnahbar und glatt geschliffen aussehen, geben sie von Nahen ihre Geheimnisse preis. So durchziehen Höhlen oder Schluchten den weichen Sandstein und berichten von der geologischen Geschichte. Höhlenmalereien und Inschriften geben dagegen einen Einblick in die Vergangenheit der Menschen, die hier einmal gelebt haben. So ging es, Vermutungen nach, im Wadi vor tausenden Jahren wesentlich trubeliger zu. Das Gebiet war dicht besiedelt, u. a. von den Nabatäern. Zudem war es ein Knotenpunkt für Handelskarawane aus den umliegenden Gebieten.
Ansonsten sind die Felsen natürlich noch toll zum Klettern. Am Khazali Canyon werden wir schon nach wenigen Minuten des Aufstiegs mit einer spektakulären Aussicht belohnt. Herunter geht es über eine riesige Sanddüne, auf der wir wie Kinder tollen (siehe Video!).
Mini-tipps für euren wüstentrip
► Tour nur mit Guide unternehmen und vorab online buchen.
► Festes Schuhwerk & leichte, helle Kleidung darf nicht fehlen.
► Ausreichend Sonnenschutz (Sonnencreme, Mütze, Sonnenbrille, Schal für die Schultern bzw. lange Kleidung) mitnehmen.
► Für ausreichend Getränke und Essen sorgen. Meist ist beides bei Touren enthalten, ansonsten 2-3 Liter Wasser pro Person und Snacks (trocken, hitzebeständig) mitnehmen.
► Denkt an Offline-Karten für GPS-Navigation.
► Bei Übernachtung (je nach dem was enthalten ist): Taschenlampe, eventl. extra Bettzeug, Jacke (je nach Jahreszeit), Kosmetik und Co. nicht vergessen. Nehm nicht zu viel Gepäck mit, das braucht ihr hier alles nicht.
► Natürlich eine Kamera, am besten mit Stativ (z. B. für den Sternenhimmel), einpacken.
Unser Mittagessen nehmen wir im Schutz eines Felsvorsprungs ein. Unser Guide kocht auf offenem Feuer und wir genießen Fladenbrot, Kekse mit Dattelfüllung, Tahini, Humus sowie einen Tomaten-Auberginen-Eintopf. Den Nachmittag verbringen wir mit einigen kurzen Wanderungen und Klettertouren zu den bekanntesten Felsformationen. Am “Um Frouth Arch”, einer hohen Felsbrücke, treffen wir zum ersten Mal wieder auf andere Menschen, die – egal aus welcher Nation sie kommen – gemeinsam friedlich schwatzend ihren Tee einnehmen.
Wenn die Dromedare “Gute Nacht” sagen
Am Abend schlagen wir unser Lager für die Nacht auf. Eine einfache Decke mit einigen Matratzen, mehr braucht es hier nicht. Wir genießen unser Abendessen zum Prasseln des Feuers und lauschen der unglaublichen Stille der Wüste. Die Nacht bricht herein und eine Herde Dromedare schlendert zutraulich durch unsere Reihen auf der Suche nach Essen (oder Streicheleinheiten?). Dann legen wir uns unter den Sternenhimmel, der vom hellen Mond erleuchtet wird, und schlafen. Jahrtausende lang war es das natürlichste der Welt unter freiem Himmel zu schlafen, doch mittlerweile ist es eine Seltenheit. Auch für mich war es das erste Mal und ein ganz besonderer Moment.
Dann legen wir uns unter den Sternenhimmel, der vom hellen Mond erleuchtet wird, und schlafen.
Ich stelle mir früh den Wecker, damit wir den schönen Sonnenaufgang genießen können. Noch einmal schließe ich die Augen und lausche der stillen Erhabenheit der Wüste. Nichts. Fantastisch. Noch nie habe ich mich der Natur näher gefühlt, als in dem Augenblick, in dem die Sonne die Wüste mit ihren sanften Strahlen erhellt.
Nach einem Frühstück, leider ohne Kaffee (dafür gibt’s natürlich Tee), treten wir den Rückweg an. Es ist wirklich erstaunlich, wie sich die Beduinen hier orientieren. Ich wusste spätestens seit dem vergangenen Nachmittag nicht mehr, welcher Weg zurück ins Dorf führt. Noch einmal ziehen während der Rückfahrt die Felsformationen an uns vorbei und ich bedanke mich innerlich für diesen unvergesslichen Tag in den Weiten von Wadi Rum.
Ich brauche eigentlich gar nicht mehr viel sagen, denn ein Ausflug nach Wadi Rum sollte auf keiner Jordanien Rundreise fehlen. Ein Besuch hinterlässt einfach ein unbeschreibliches Gefühl und eine gewisse Dankbarkeit, diese Schönheit erlebt zu haben. Ich hoffe, ich konnte euch mit meinen Worten und Bildern für einen Urlaub in Jordanien begeistern und euer Fernweh ein wenig anheizen.
Susi
Hallo Lydia,
toller Artikel mit sehr beeindruckenden Fotos – und so wunderbar beschrieben. Da bekomme ich direkt Fernweh…
TUI Bloggerin Lydia
Hallo liebe Susi,
freut mich, dass dir der Artikel gefällt. Es war auch wirklich eine tolle Reise. Ich hoffe, dass wir alle bald wieder auf weltweite Entdeckungstour gehen können! 🙂
Viele Grüße
Lydia
Herr mayer
Sehr gut, danke!
Pia Gruner
Wow tolle Wüste. Ich hab zwei Fragen: War es sehr heiß und hattest du Sand in den Schuhen? Ich mag nämlich kein Sand in den Schuhen und zu viel Hitze ist nicht gut für meine Drüsen. Vielleicht sollte ich lieber nach Island reisen.